Freitag, 23. Dezember 2005

Geduldsprobe (Rama, Nicaragua)

"Vielleicht, vielleicht auch nicht!" - ist die Antwort des fuer die Hafensicherheit zustaendigen Marinesoldaten, auf unsere Frage, ob denn nun heute ein Boot auf die Insel fahren wuerde. Vor drei Tagen sei ein Boot von der Insel in Richtung Festland gefahren, und dieses Boot erwarte man heute zurueck, aber sicher sei nichts, man muesse abwarten, bis sich der Kapitaen meldet... Passagierboote nach Corn Island fahren nur drei mal pro Woche, an drei aufeinanderfolgenden Tagen. Wer an einem anderen Tag reisen will, so wie wir, braucht eine gute Portion Glueck und eine Menge Geduld. Und so setzen wir uns zu den sechs anderen Touristen, die auf ein Schiff warten, das vielleicht gar nicht kommt und warten. Gegen Mittag schwinden unsere Hoffnungen, heute noch weg zu kommen. Es sei sehr unwahrscheinlich, dass die Fischer noch kommen, meint der Marinesoldat. Wir sollen es morgen frueh nochmals versuchen. Tja, nicht nur geduldig muss man sein, sondern auch Flexibilitaet ist beim Reisen gefragt, und so quartieren wir uns im einzigen Hotel des "Bluff" ein. Der "Bluff" ist der eigentliche Hafen von Bluefields, an der nicaraguanischen Atlantikkueste. Und als "Bluff" kommt uns auch das uns angekuendigte Fischerboot vor, das nicht gekommen ist... Wie in jeder Hafenstadt der Welt, scheint auch hier das Prostitutionsgewerbe zu bluehen. Diesen Eindruck erwecken jedenfalls die Kondompackungen, die in allen Zimmern des schaebigen Hotels herumliegen. Und schaebig ist nur der Vorname des Hotels... Schluessel fuer die Zimmer gibt es nicht. Von innen kann man die Zimmer zwar abschliessen, aber um nachher wieder von aussen rein zu kommen, muss der Hotelbesitzer das Schloss mit einem grossen Kuechenmesser aufbrechen... Naja, dieses Problem hatten wir nicht, denn unsere Zimmertuer liess sich nicht mal von innen schliessen... Aber wir sind flexibel und haben uns schon mit dem Gedanken angefreundet, die Nacht hier zu verbringen. Das naechste Problem, das sich uns stellt ist Hunger. Im einzigen Hotel des Bluff befindet sich auch das einzige Restaurant und wer Fisch will, muss zwei Stunden auf sein Essen warten. Etwas anderes gibts nicht. Flexibilitaet ist gefragt, und wir machen uns auf die Suche nach Eis und Keksen. Schwierig... Doch immerhin Bananen finden wir, und dann kommt er auch schon angerannt, der Mann der mit der Botschaft fuer die "Gringos" im Bluff losgeschickt wurde: "Das Boot ist gekommen, schnell. Es steht schon im Hafen." Wir koennen unser Glueck kaum fassen! Es ist Nachmittag um vier, und das Fischerboot ist doch noch gekommen. Wir fahren auf die Insel! Schnell zurueck ins Hotel, Rucksack packen und schnellen Schrittes zum Hafen. Die Besatzung des kleinen Fischkutters hat extra auf uns gewartet und kaum an Bord fahren wir los. Neben uns Touristen und der Besatzung des Bootes fahren noch ein paar Huehner und ein kugelrundes Schwein mit nach "Big Corn". Das Abenteuer kann beginnen. Bald schon wird es dunkel, der Himmel ist sternenklar. Noch selten habe ich so viele Sterne auf einmal gesehen. Es ist einfach traumhaft... Oder muss ich sagen: es WAERE FAST traumhaft... waeren hier nicht die Dieselabgase die uns direkt ins Gesicht blasen und die heftigen Wellen... Spaetestens nach der halben Strecke bereuen die ersten, die Reise angetreten zu haben und schwoeren sich, fuer den Rueckweg das Flugzeug zu nehmen... Das Meer schuettelt "unseren" Fischkutter richtig durch und spielt mit uns wie mit einer kleinen Nussschale. Schon wieder ist Geduld und Durchhaltevermoegen gefragt. Wir versuchen es uns auf unserem Gepaeck und dem harten Boden einigermassen bequem zu machen um die Strapazen schlafend einigermassen zu ertragen. Nach fuenf Stunden haben wirs geschafft und erschoepft lassen wir uns ins Hotelbett auf Big Corn fallen. Und am naechsten Morgen werden wir auch belohnt: tuerkisblau schimmert das Meer vor unserem Hotel und die Sonne scheint. Und genau so schoen wie auf der Insel, ist es auch unter Wasser. Seit Belize vom Schnorcheln begeistert mussten wir uns sofort Schnorchelausruestung mieten und uns das Riff vor der Insel anschauen. Viele bunte Fische und verschiedene Stachelrochen haben wir gesehen. Traumhaft! Tja, und so haben wir ein paar Tage auf Corn Island verbracht. Eigentlich haben wir ja gar nicht mehr so viel Zeit, um einfach so "rum zu haengen", aber immerhin haben wir eine gute Ausrede, dass wir auf Corn Island rumgebummelt haben: es fuhr einfach kein Schiff vorher zurueck! (und fliegen waere ja doch zu teuer geworden...) Bleibt mir nur noch zu sagen: FROHE WEIHNACHTEN AN ALLE - FELIZ NAVIDAD Y PRÓSPERO AÑO NUEVO!

Samstag, 10. Dezember 2005

"Laufende Dollarscheine" im mausarmen Honduras (Tela, Honduras)

Bummel durchs Zentrum von Tegucigalpa

Der Strassenjunge blickt uns mit leeren Augen an. Unter dem schmutzigen T-Shirt versteckt haelt er eine Cola-Flasche. Doch er trinkt kein l
eckeres Suessgetraenk... Regelmaessig fuehrt er die Petflasche an seinen Mund um die Daempfe des Leimes einzusaugen. Das Leimschnueffeln hilft ihm, das harte Leben auf der Strasse auszuhalten, den Hunger, die Kaelte... Und er ist nicht alleine: neben ihm hocken drei andere Jungs, im Alter von schaetzungsweise 12-16 Jahren, und sie alle haengen an der Cola-Flasche, die mit Leim gefuellt ist.

Szenenwechsel: Santa Mónica, Tegucigalpa


Die Kinder stuermen auf uns zu und springen uns in die Arme. Sie scheinen gluecklich zu sein. Oder freuen sie sich einfach nur, ueberhaupt besucht zu werden, dass sie nicht ganz vergessen gegangen sind? Auf den Huegeln um Tegucigalpa wohnen sie, die Aermsten der Armen. Die Bretterbuden, in denen die Kinder mit Geschwistern und Eltern, oder zumindest der Mutter, wohnen, sind wohl kaum groesser, als fuenf auf fuenf Meter. Der Boden ist aus festgestampfter Erde, und ausgestattet sind die Huetten mit Schaumstoff-Matratzen, einer einfachen Feuerstelle und vielleicht einem kleinen Tisch oder Stuhl. Fliessend Wasser und Strom sind fuer die Leute hier Fremdwoerter, genau so wie es hier nicht selbstverstaendlich ist, eine Strasse, oder einen normalen Weg zur Haustuere zu haben. Nur schmalste, sandige, schwer passierbare Pfade an den steilen Haengen fuehren zu den Hausern hin. Die Schicksale der Menschen hier sind erschreckend: ich erinnere mich an das gelaehmte Maedchen, das von der Schwester (die etwa 10 ist) tagsueber gehuetet wird, wenn die Mutter in der Stadt Tortillas verkauft. Der Vater hat sich einmal mehr vor der Verantwortung gedrueckt und die Familie alleine gelassen... oder die vier Kinder, deren Mutter AIDS und Tuberkulose hat und bald sterben wird... Auch hier kein Vater, der sich danach um die Kinder kuemmern koennte... oder die 16-Jaehrige Jugendliche die vergewaltigt wurde, und von der Mutter nicht mehr aus dem Haus gelassen wird und jetzt ganz von der Aussenwelt abgeschlossen den Rest ihrer Jugend verbringen muss...

Ja, auch dies ist eine Realitaet Zentralamerikas, wenn auch eine, die ein "normaler" Tourist in Honduras kaum mitkriegt. Wir hatten in Guatemala eine Spanierin kennengelernt, die hier in Tegus bei einer NGO in sozialen Projekten hilft. (www.acoes.org) Sie hat uns diese Seite des Landes gezeigt. Und eigentlich laesst sich all das, was wir gesehen haben, gar nicht in Worte fassen... Ein Besuch einer Shopping-Mall - unter anderen Umstaenden etwas ganz normales - kam uns jedenfalls nach diesem Tag extrem komisch vor.
Von anderen Honduras-Touris hatten wir ja vorher eher schlechtes ueber dieses Land gehoert. Die Leute wuerden einen nur als "Dollarscheine mit Fuessen" sehen und seien Touristen gegenueber gar nicht nett eingestellt. Und ausserdem sei es hier extrem gefaehrlich...
Tja, vor dem Hintergrund der Armut wird zumindest die Kriminalitaet ein wenig verstaendlicher...
Trotz allem geniessen wir die Schoenheiten Honduras total. In der Naehe von Tegus haben wir den La Tigra Nationalpark besucht, ein Nebelwaldreservat, und jetzt gerade entspannen wir uns an der Karibikkueste in Tela.

Donnerstag, 1. Dezember 2005

(Fast) touristenfreie Zone (San Salvador, El Salvador)

Eigentlich wollten wir zum Cerro Verde fahren. Das ist ein Nationalpark um einen Vulkan und laut Lonely Planet ein Muss einer Zentralamerika Reise. Doch wieder einmal hat uns die Natur einen Strich durch die Rechnung gemacht - vor Kurzem ist der Vulkan Ilamatepec naemlich (zum ersten Mal seit 100 Jahren!) ausgebrochen, sodass der Nationalpark noch geschlossen bleibt. Pech gehabt. Tja, da mussten wir uns halt spontan umentscheiden. Doch dies war gar nicht so einfach. Bis jetzt hatten wir ueber die meisten anderen Laender Zentralamerikas schon von anderen Reisenden etwas gehoert und Tipps gekriegt, doch durch El Salvador scheint kaum jemand zu reisen. Das Land hat leider aufgrund des 12-jaehrigen Buergerkrieges, der bis ins Jahr 1992 dauerte, den schlechten Ruf ein gefaehrliches Land zu sein und die meisten Zentralamerika-Backpacker lassen El Salvador entweder ganz weg, oder fahren so schnell wie moeglich wieder aus dem Land. Einmal mehr war es uebrigens die US-Regierung, die das Militaerregime von El Salvador im sog. "Kampf gegen den Sozialismus" unterstuetzt hat. Ohne Reagons Lieferungen von Waffen und finanziellen Mittel haette die salvadorenische Regierung den Krieg gar nicht finanzieren koennen... (A propos Buergerkrieg ein kleiner Filmtipp: Schaut Euch "Voces Inocentes" an! Echt genial eindruecklich gemacht. Ich hab uebrigens eine DVD-Raubkopie von leider nur mittelmaessiger Qualitaet mit im Gepaeck, wer will darf die sich dann gerne mal ausleihen...) Tatsaechlich ist El Salvador so untouristisch, dass es schwierig ist, Postkarten zu finden. Als Auslaender faellt man hier noch mehr auf, doch die Leute begegnen uns sehr aufgeschlossen. Die Salvadoreños sind sehr gespraechig, und eine einfache Frage auf die es eine einfache Antwort geben wuerde endet in einem laengeren Gespraech. Sie wollen alles wissen, wie es ist da wo wir herkommen etc. Zum Teil koennen es die Leute gar nicht nachvollziehen, wie man "einfach so" umherreisen kann, ohne ein wirkliches Ziel zu haben, wie z.B. Verwandte die man besuchen geht oder so. Hm, wo war ich stehen geblieben... wir mussten uns spontan umentscheiden, weil der Cerro Verde Nationalpark geschlossen ist, und so kam es, dass wir nach Suchitoto gefahren sind. Suchitoto ist ein kleines, nettes Kolonialdoerflein und liegt an einem schoenen See. Wir haben unsere Entscheidung nicht bereut, und bedanken uns einmal mehr den Leuten von Lonely Planet, die sich "off the beaten track" nach El Salvador getraut haben. Momentan sind wir aber in San Salvador - die wohl lauteste Stadt Zentralamerikas. Die Musikanlagen der Verkaufer von Raubkopien-CDs sind doppelt so laut aufgedreht als sonst wo und auf dem Markt schreien sich die Verkaufer die Seele aus dem Leib um nach Kunden zu buhlen. Auch sonst wird alles gemacht, um die Kunden ins Geschaeft zu kriegen - man wird am Arm gezogen und zuerst einmal gefragt welche Groesse man hat, bevor man sich ueberhaupt dazu geaussert hat, ob und was man kaufen moechte... Ein echtes Erlebnis! So, und jetzt wirds draussen auch schon wieder dunkel. Das heisst fuer uns ab ins sichere Hotel...

Montag, 28. November 2005

Espíritu Maya (Monterrico, Guatemala)

Hier in Guatemala ist wirklich alles anders! Schon eine "normale" Busfahrt kann hier zum Abenteuer werden. Es gibt hier z.B. die sogenannten Colectivos, eine Art Sammeltaxis. Dies sind meist rel. moderne Minibusse fuer 12 Pax, aber meistens fahren darin etwa 20 Personen mit. Immer faehrt auch ein Begleiter mit, der laut die Destination des Colectivos ausruft. Dies, obwohl meistens das Ziel des Colectivos aussen angeschrieben ist. Dies spiegelt wohl die hohe Analphabetenquote des Landes wieder. Da wie gesagt das Colectivo mit 20 Pax vollgequetscht ist, hat der Busbegleiter meist keinen Platz mehr. Die Schiebetuer bleibt auf und der "Schreier" haengt sich mehr oder weniger aussen an das Colectivo um noch mehr Fahrgaeste anzulocken. Dann gibt es die sogenannten Chickenbusses, unsere bevorzugte Art zu reisen. Chickenbusses sind meist alte Schulbusse, und mit alt meine ich alt. Man sieht die verruecktesten Dinge: Unten kommen die Kabel raus, die Tueren sind mit Strick zugebunden, Windschutzscheiben mit Klebestreifen geflickt, Sitzbaenke werden mit Schnur zusammengehalten... In den Chickenbusses kommt man sich wirklich wie ein Huehnchen in einem Huehnertransport vor... Auf Zweier-Sitzbaenke quetschen sich drei, und wenn es dann wirklich voll ist, werden noch Raeder reingekarrt und der Busbegleiter schreit noch immer laut die Destination des Busses aus, damit noch mehr Leute mitfahren. Manchmal werden im Chickenbus aber auch richtige Huehner transportiert. Dies kommt vor, wenn die Leute nach dem Markt mit den neu erstandenen Tierchen nach Hause fahren. Aber im Bus gackern nicht nur die Huehner vom Markt. Immer wieder steigen Verkaufer ein, die laut durcheinander ihre Waren anpreisen, was wirklich ab und zu aehnlich toent wie das Gackern der Huehner.Dabei werden wirklich die ineressantesten Sachen angeboten: von Esswaren und Suessigkeiten ueber die dubiosesten Wunderheil-Puelverchen gibt es fast nichts, was man nicht in einem Bus angeboten kriegt. Zudem hoert man immer wieder die abenteuerlichsten Lebensgeschichten: "Entschuldigen Sie die Stoerung... Frueher habe ich Drogen genommen und mich mit Pistole und Machete mit meiner Gang durchs Leben gekaemfpft und am Leben erhalten, doch dies will ich nicht mehr. Ich hatte nie einen Vater und es war meine einzige Moeglichkeit. Ihr hattet alle einen Vater, aber ich nicht. Aber jetzt bin auch ich ein ehrlicher Mensch. Dies ist jetzt meine Arbeit. Bitte kaufen Sie mir den leckeren Lutscher fuer nur einen Quetzal." Auch wenn nur die Haelfte davon wahr ist, von dem was man zu hoeren kriegt, gibt einem das viel zu denken. Das Leben in Guatemala ist fuer den Grossteil der Bevoelkerung wirklich hart. Viele versuchen deshalb auch irgendwie weg zu kommen. "Wisst ihr, welches die zweitgroesste Stadt Guatemalas ist? San Francisco!" Ja, nach Guatemala City leben anscheinend wirklich in San Francisco, Kalifornien die meisten Guatemalteken auf einem Fleck... Dieser "Witz" den uns ein Hospi-Club-Freund erzaehlt hat, erinnert mich auch wieder an das Magazin in Mexiko, welches Tips gegeben hat, wie man am besten illegal in die USA einreisen kann. Echt krass... Vor kurzem waren wir auf einem Markt. Bisher hatten wir nur die Maerkte gesehen in Antigua und Chichicastenango wo sehr viele Touristen sind, und dementsprechend auch vor allem Kunsthandwerk und Souvenirs schoen saueberlich geordnet an die Touris verkauft wird. Doch in San Francico El Alto gibt es kaum Touristen. Stattdessen bieten die Verkaufer Grundnahrungsmittel, Gemuese, Kleidung, Stoffe etc an. Viele Verkaufer breiten die Ware einfach vor sich auf dem Boden aus. Daneben kriechen Kleinkinder durch den Staub und Muell am Boden. Die groesseren Kinder helfen mit, schleppen wie ihre Muetter und Vaeter riesiege Saecke voller Ware auf dem Kopf oder Ruecken auf dem Markt herum... Ein Grossteil der Bevoelkerung hier in Guatemala sind Mayas. Und daher lebt die Mayakultur in diesem Land noch stark. Passend also der Werbeslogan "Espiritu Maya" der guatemaltekischen Tourismusorganisation. An verschiedenen Orten werden diverse Goetter angebetet, und uns Aussenstehende bringt das ab und zu auch zum Schmunzeln. In Santiago am Lago Atitlan wird Maximon angebetet. Maximon findet man in einem schoen geschmueckten Raum in dem auch Weihrauch brennt. Er selber ist eine Figur aus Holz, gekleidet in bunte Kleidungsstuecke und in seinem Mund steckt eine dicke Zigarre. Seine liebsten Opfergaben sind Zigaretten und starken Alkohol. Wenn man ein Problem hat, kann man es mit Maximon besprechen. Das ist, wie wenn es ein guter Freund waere, und dazu wird eins getrunken. Laut Guidebook ist Venado Rum sein Lieblingsgetraenk, aber als wir da waren gabs nur Cerveza Gallo... Abwechslungsweise trinkt der Beter ein Glas und danach giesst er ein Glas auf den Boden vor Maximon. Und die Zigarreten? Wohl eine Art Friedenspfeife? Doch Guatemala hat nicht nur kulturell etwas zu bieten.

Vor ein paar Tagen haben wir den Pacaya Vulkan in der Naehe von Antigua bestiegen: Stark blaest der Wind ins Gesicht und wir kommen kaum vorwaerts. Langsam kaempfen wir uns den 30-40 Grad steilen Hang zum Krater hoch. Doch dies ist nicht einfach, durch das Vulkangeroell. Bei jedem Schritt vorwaerts rutscht man wieder zwei runter... Doch oben angekommen wird man belohnt: die Aussicht auf zwei andere Vulkane ist spektakulaer und auch der Pacaya selber beeindruckt. Vor lauter Rauch ist der Krater kaum zu sehen. Der Schwefelgeruch des Rauches raubt einem den Atem noch mehr. Der Abstieg war dann umso schneller. Manchmal waere ich froh gewesen, wenn ich doch noch gelernt haette zu snowboarden oder ski zu fahren, denn es ging wirklich mehr rutschend als gehend nach unten.

Seit gestern sind wir in Monterrico am Pazifik. Monterrico ist beruehmt, da es ein wichtiger Nistplatz fuer drei verschiedene Arten von Meeresschildkroeten ist. Momentan ist gerade Schluepf-Zeit, und so wurden wir einmal mehr Zeugen eines unvergesslichen Momentes. Fuer Touristen wird jeden Samstag von der lokalen Organisation zum Schutz der Meeresschildkroeten ein Baby-Schildkroeten-Rennen veranstaltet. Gegen eine kleine Spende wird man so zum Sponsor einer Schildkroete. Auf LOS werden alle Schildkroetchen bei einer Linie in den Sand gesetzt und rennen in Richtung Meer. Es ist ein extrem schoenes Gefuehl, so ein kleines Wesen in den Haenden zu halten und bei seinem Start ins Leben zu beobachten. Ins Meer haben es alle geschafft, doch nur etwa 3% werden im geschlechtsreifen Alter hierher zurueckkehren... Natuerlich wuenschen wir all den kleinen Tierchen viel Glueck! ("Good Bye Turtle! She did it!", gaell Annia und Csaba!!! ) So, und morgen schauen wir mal, wie es in El Salvador so ist.

Mittwoch, 9. November 2005

Afro-Carribbean Feeling (San Ignacio, Belize)

In Belize ist alles anders... Da Belize eine ehemalige englische Kolonie ist, ist Englisch hier Amtsprache. Die mehrheitlich schwarze Bevoelkerung spricht aber Criollo oder Garifuna - d.h. "gebrochenes Englisch" wie sie selber sagen. Die meisten Touristen (wir miteingeschlossen) haben grosse Muehe damit, die Einheimischen beim ersten oder zweiten Mal repetieren zu verstehen, selbst wenn sie "normales" Belize-Englisch mit uns sprechen. Da sind wir dann immer froh, wenn wir Belizeaner treffen, die aus den Spanisch-sprachigen Gebieten des Landes (Grenzregionen) stammen und wir uns auf Spanisch verstaendigen koennen. Von den Einheimischen hatten wir ja zuerst einmal einen schlechten Eindruck. Wollten die uns in Orange Walk doch tatsaechlich 7.50 USD fuer 6 Banaenchen abknoepfen. Haben wir wieder einmal gedacht, wir sind zwar Touristen, aber das heisst noch lange nicht, dass wir uns so verarschen lassen. Deshalb haben wir die meisten Bananen wieder zurueck gelegt und uns beschwert, das sei ja schon viel zu teuer. Tja, gross war dann das Gelaechter, als wir herausgefunden haben, dass die uns gar nicht verarschen wollten, sondern wir nur einfach zu bloed waren, mit der neuen Waehrung - dem Belize Dollar - umzugehen. Die Banaenchen haben naemlich 75 Belize Dollar CENT gekostet, das sind etwa 37 USD Cents, also wirklich billig! Von Mexiko daran gewoehnt, dass es keine kleinere Einheit als Pesos gibt, haben wir gedacht, die Banaen kosten 75 Belize DOLLAR (= 37 USD), aber wir haben noch mit dem Peso-Wechselkurs gerechnet (75 Pesos = 7.50 USD). Wir waren dann ganz schnell aus dem Fruechte-Laden raus, aber konnten uns kaum mehr vor Lachen ab unserer Dummheit erholen. Das Beste war ja, dass wir am Schluss tatsaechlich bereit gewesen waeren, fuer 2 bananen 25 Belize-Dollar zu bezahlen... und das, wo wir fuers Hotelzimmer 30 Belize Dollar pro Nacht bezahlen... :-) Habt ihr eigentlich gewusst, was die Hauptstadt von Belize ist? Ich naemlich auch nicht. Nein, wenn ihr jetzt denkt, "WAS?, ist doch logisch, Belize City..." dann irrt ihr Euch. Belmopan, heisst die Stadt. Belize City war nur bis in den 60er-Jahren Hauptstadt und tatsaechlich gibt es heute noch Buecher ( z.B. der World Travel Atlas von 1998!!!) die Belize City als Hauptstadt angeben. Nachdem im Jahre 1961 Hurrikan Hattie Belize City fast total zerstoert hat, hat sich die Regierung dazu entschlossen, in der geographischen Mitte des Landes eine neue Retorten-Hauptstadt zu gruenden: Belmopan. Das Ziel war es, dass nicht nur der Regierungssitz dahin verlegt wird, sondern dass auch die Bevoelkerung mitzieht. Doch die Belizeaner scheinen ihr Belize City zu lieben, denn noch heute ist Belmopan ein Dorf mit ca.5000 Einwohner. Was die Leute so toll an Belize City finden, bleibt fuer mich ein Raetsel. Als wir Sonntags hier von Orange Walk ankamen, war die Stadt wie ausgestorben. Alles bleibt hier im Gegensatz zu Mexiko oder auch Costa rica sonntags geschlossen und die Menschen verkriechen sich in ihre Haeuser. Es kam uns vor wie in einer Geisterstadt. Nur ein paar komische Gestalten trieben sich herum, und ne Menge Taxifahrer, die uns belagerten um uns irgend wo hin zu fahren, wo wir gar nicht hinwollten. Zudem warnten uns sogar Einheimische davon, die einzige Attraktion der Stadt (die aelteste anglikanische Kirche Zentralamerikas) Nachmittags um 16.30 Uhr zu besichtigen, denn dann wird es ja schon bald dunkel (ab 17.30, 18.00 Uhr) und dann sei das zu gefaehrlich dort... Naja, ehrlich gesagt fuehlten wir uns in der Stadt auch nicht wohl. Hoechstens die Naehe zu den Cayes (sprich: Keys) koennte das Bleiben der Belizeaner erklaeren... Dieses kleine Paradies befindet sich nur gerade 30-40 min Bootsfahrt von Belize City entfernt. GO SLOW, steht hier auf den Verkehrs-Schildern (obwohl es auf der Insel eh fast nur Golf-Carts gibt, die gar nicht schnell fahren koennen), und dies scheint auch das Motto der Einheimischen zu sein. Ich habe noch nirgends so ne Entspannte Stimmung erlebt, wie hier. Doch wir Touristen brauchten natuerlich ein bisschen Action, und haben kaum angekommen, eine Schnorcheltour gebucht. Vor Belize liegt naemlich das zweitgroesste Barrier-Reef der Welt, und das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Und WOW, es hat sich vielleicht gelohnt: Wir sind mit Haien geschwommen, haben unserem Guide zugeschaut wie er mit Stingrays spielt und konnten regelrecht durch Schwaerme kleiner bunter Fischchen ueber das Korrallenriff schwimmen. In Belize hatten wir auch wieder einmal extrem Glueck mit dem Hospitality Club. Wir sind nicht nur in Belize City gratis untergekommen, sondern wurden gleich noch von unserem Gastgeber bis an die Grenze zu Guatemala eskortiert, inkl. Sightseeing unterwegs. So konnten wir noch das hoechste Gebaeude des Landes ersteigen: eine ca 42m hohe Maya-Pyramide in "Caracol". In dieser ehemaligen Maya Stadt sollen frueher einmal 150'000 Menschen gewohnt haben! Fast so viele, wie heute in ganz Belize (naja, nicht ganz, sind heute ca 250'000, aber 150'000 sind doch ganz schoen viele!)

Freitag, 28. Oktober 2005

Adiós Mexico! (Chetumal, Mexiko)

Ein letztes Mal melde ich mich kurz aus Mexiko. Wegen Wilma mussten wir usere Plaene ziemlich aendern. Mit Cancun, Isla Mujeres, Playa del Carmen etc wird wohl nichts. Fuer die Spanisch-Sprachigen unter Euch, unten ein Ausschnitt einer Mail unseres Hospitality-Club Freundes aus Cancun, der die Situation dort wohl am treffendsten beschreibt. Es ist schade, dass wir die Riviera Maya nicht kennenlernen werden auf dieser Reise, gerade als Touristiker haette uns dies sehr interessiert. Wir sind zwar immerhin bis nach Tulum gekommen, aber schon dies war eher deprimierend: umgefallene Palmen, plattgemachte Strandbungalows und Bars, Personen, die versuchen zu retten, was noch zu retten ist... Fuer uns hat Wilma nur ein paar Traume kapput gemacht, aber fuer die Leute hier, ihre ganze Lebensgrundlage... Wir koennen uns nicht beklagen, denn fuer uns geht die Reise weiter nach Belice, fast so, als ob nichts gewesen waere. Themawechsel: als Schweizer braucht man ein visum um nach Belize einzureisen. Dies wusste ich natuerlich nicht, da ich irgendwo gelesen habe, man brauche keines... tja, hab dann unterwegs erfahren, dass dies wohl nicht stimmt. Gluecklicherweise gabs in Merida ein Konsulat, wo ich mein Visum beantragen konnte. Das witzige an der geschichte ist, dass jedes mal als ich auf dem konsulat vorbei ging, der konsul gar nicht da war. aber ein mann vom laden nebenan konnte das formular fuer mich auftreiben, und er wollte dies dann weiterleiten. hab ihm die 50 USD bezahlt und darauf vertraut, dass es auch wirklich klappt, obwohl ich die sache nicht ganz sauber fand. tja, aber so konnte ich dann tatsaechlich mein visum im laden nebenan auch wieder abholen, inkl. quittung. Und so steht unserer Weiterreise nach Belize nichts mehr im Wege. Uebringens: wir haben im Reisefuehrer gelesen, dass Internet in Belize sehr teuer ist (USD 5 pro h!!!) Also, wundert Euch nicht, wenn ich mal ne Weile nichts von mir hoeren lasse!
Liebe Gruesse

Eva


und hier die Beschreibung der Situation in Cancun aus Sicht eines Einheimischen:
(...) Ahorita cancun pues... se perdieron de algo hermoso porque ya no tiene arena
en la playa y todo esta hecho un desastre. Obvio los turistas estan fascinados con su experiencia pero mi ciudad si esta devastada y no creo que sea seguro caminar por las calles ya que como no hay luz en la ciudad hay muchas violaciones y asesinatos. No que Cancun sea una ciudad insegura pero como la teoria del caos, esto es anarquia. Que mas les puedo contar? Todo el mar esta levantado entonces no creo que ni se puede apreciar tantos peces y arrecifes que existian. Isla mujeres y cozumel ni hablar, y playa ha de estar horrible tambien. (...) :´-(

Sonntag, 23. Oktober 2005

alles vorbei... (Valladolid, Mexiko)

Wilma hat gestern Abend um 10 Uhr die Yucatan-Halbinsel definitiv verlassen. Wir haben alles gut ueberstanden hier im Hostal in Valladolid. Aufgrund der Alarmstufe Rot und der damit verbundenen Ausgangssperre haben wir von Donnerstag-Abend bis Sonntag-Morgen im Hostal ausgeharrt. Das hatte was von Big Brother... so viele Leute auf kleinstem Raum ohne Privatsphaere... *g* Zum Glueck gab es im Hostal eine grosse Bibliothek sodass wir uns nicht ganz zu Tode langweilten und - unglaublich - wir hatten sogar die ganze Zeit ueber Strom, d.h. Fernseh-Empfang. Draussen regnete und windete es andauernd, und als wir uns heute morgen wieder auf die Strasse getraut haben, sahen wir die Auswirkungen des Sturmes: umgekippte Strassenlaternen, ausgerissene Baume und eine heruntergefallene Ampel... Doch dies ist nichts, im Vergleich mit dem, was an der Kueste passiert ist. Krass. Wilma hat mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 280 km/h gewuetet und hat sich so langsam fortbewegt (6-7 km/h), dass sie sich viel staerker auswirkte, als ein normaler Hurrikan. Man spricht davon, dass die Schaeden etwa denen von 4 "normalen" Hurrikans entsprechen. Die starken Regenfaelle und Winde haben zahlreiche Hauser ueberschwemmt und Daecher weggerissen. Die meisten Touristen sind heute aus Valladolid richtung Mérida abgereist, denn seit heute fahren wieder Busse. Doch wann der Weg Richtung Kueste wieder offen wird, ist unklar. Mañana - heisst es... Wir werden es sehen... Salu2, Eva "Don't worry about the world coming to an end today. It's already tomorrow in Australia." (Charles Schultz)

Freitag, 21. Oktober 2005

Die Ruhe vor dem Sturm (Valladolid, Mexiko)

Momentan ist hier in Valladolid noch alles ganz ruhig. Doch Wilma wird morgen erwartet und es werden daher die ersten Vorbereitungen getroffen. In unserer Jugi wurden alle Leute aus den Aussengebaueden ins Hauptgebaude verfrachtet (dieses hundert Jahre alte Haus hat auch Emily und andere Stuerme ueberlebt!), und viele Hauser haben die Fenster schon mit Holzplatten geschuetzt. Die Supermaerkte sind aufgrund von Hamsterkaufen alle fast leer (auch wir haben uns eingedeckt!) und viele Strassen sind leer, da die Geschaefter geschlossen sind. Auch die Schulen sind geschlossen momentan.

Daher wundert euch nicht, wenn ich mich nicht sofort melde, denn morgen wollen auch wir drin bleiben und warten bis alles vorbei ist. Es kann sich uebrigens alles auch nach hinten verschieben, weil die nachrichten stark variieren: Mal soll der Hurrikan schon morgen frueh, dann wieder morgen nacht kommen... Mal soll er auf jeden Fall die Halbinsel streifen, dann wieder nur im Meer bleiben.

Es gibt aber momentan keinen Grund zur Sorge. Gemaess der Hostal-Frau werden es im schlimmsten Fall hier ein paar umgefallene Baume und ne Menge Regen werden.

Ich widme mich jetzt wieder den verschiedenen wilma-modellen und melde mich dann wenn alles vorbei ist. auf der touri-info haben sie uns heute gesagt, dass wir vermutlich Samstag schon nach Cancun weiterfahren koennen, wobei ich das ehrlich gesagt noch nicht so richtig glaube...

Mittwoch, 19. Oktober 2005

Nach Stan nun Wilma (Valladolid, Mexiko)

Nachdem in Chiapas schon Stan unsere Reiseplaene durcheinander gebracht hat, ist es nun Wilma die uns aufhaelt (dabei haben wir es mittlerweile mittelmaessig eilig, da wir hier immer noch in Mexiko rumbummeln) Wir wollten heute eigentlich nach Cancun weiterfahren und hatten sogar schon unsere Tickets gekauft, in letzter Sekunde haben wir uns dann aber entschieden, den Bus nicht zu nehmen und hier in Valladolid zu bleiben. Und wir bereuen unsere Entscheidung nicht: war bisher die Rede davon, dass Wilma in der Nacht auf Samstag die Yucatan-Halbinsel erreicht, erwartet man den Hurrikan nun schon morgen. In der Zwischenzeit hat sich Wilma auch von Stufe 1 innerhalb von 24h zur Stufe 5 entwickelt und es wird davon gesprochen, dass es der staerkste je registrierte Sturm im Atlantik sei. Wir machen uns nur Sorgen um unseren Freund vom Hospitality Club bei dem wir in Cancun wohnen wollten und der direkt an einer Lagune wohnt... Bleibt nur zu hoffen, dass Wilma wirklich nicht direkt ueber Yucatan hinwegfegt sondern uns hier nur streift... ...und die Wirbelsturm-Saison ist erst am 30. November vorbei... :-/ Trotzdem geniessen wir unsere Reise hier natuerlich total: Haben in den Strassen von Mérida Salsa getanzt, uns auf dem Markt in Campeche treiben lassen und mit leckeren Fruechten eingedeckt, und mittlerweile wohl die 100tste Maya-Pyramide erstiegen. Gestern waren wir in Chichen-Itza, die "Castillo-Pyramide" hatte steile 91 Stufen! (auf 4 Seiten der Pyramide, macht 364 plus eine oben drauf = 365 Stufen fuer die Tage eines Jahres!!) Auch in Uxmal standen wir einmal mehr sprachlos vor den Maya-Ruinen. Irgendwie herrscht an solchen Orten immer eine extrem mystische und kraftvolle Atmosphaere. So, machts gut!

Mittwoch, 12. Oktober 2005

Maya-Kultur in Chiapas (San Cristobal, Mexiko)

Mittlerweile scheint auch in Chiapas wieder die Sonne und wir sind endlich nach San Cristobal weitergereist. Die Schaeden von den Unwettern sind hier in Chiapas echt krass - aber auch wir haben - wie ihr zuhause - die Bilder nur am TV gesehen. Betroffen sind vor allem wieder einmal die Aermsten in den kleinen Doerfern bei der Grenze zu Guatemala... Deshalb haben wir heute morgen auch erst einmal ein paar uns ueberfluessig gewordene T-Shirts zur Spende abgegeben. Es war nicht viel, aber das mindeste was wir machen koennen um zu helfen...

Hier bekommen wir in Mexiko wohl schon einen ersten Eindruck, wie es in Guatemala sein wird. Die Bevoelkerung ist mehrheitlich Indianischem Ursprungs - ein kleiner Teil der Bevoelkerung spricht hier kein Spanisch, sondern beherrscht "nur" ihre Indianersprache. Leider ist Chiapas deshalb auch einer der aermsten Staaten des Landes. Waehrend in Mexiko die Analphabetenrate etwa bei 9% liegt, sind es hier gleich ca. 24%...

Auf dem Markt werden bunte Tuecher und bestickte Shirst verkauft. Hier bekommt man sein Rueckgeld haeufig - wenn kein Cash vorhanden ist - in Form von geknuepften "Freundschaftsbaendchen". Wink

Wir haben manchmal echt das Gefuehl, hier schon in einem anderen Land zu sein. Am staerksten war der "Kulturschock" in San Juan Chamula:

Szene in der Kirche von San Juan Chamula, Chiapas (Mex):

Es riecht nach Kiefern-Nadeln, Kerzenwachs und Rauch. Eine Spieldose spielt englische "Christmas Carols" ("On the first day of Christmas my true love gave to me..." / "We wish you a merry Christmas and a happy new year") Die Heiligenbilder an den Waenden sind mit Spiegeln behaengt - leider haben wir nicht herausgefunden, wozu die Spiegel dienen. Der ganze Boden der Kirche ist mit Kiefernnadeln bedeckt. Darauf hocken und knien in kleinen Gruppen Tzoltzil-Indigenas, Nachkommen der Mayas, vor duzenden duennen Kerzen. Viele Frauen sind traditionell gekleidet - schoene, bunte Blusen sowie ein Rock aus Wolle. Einige von ihnen singen oder beten. Doch die Kirche ist nicht nur ein heiliges, sondern auch ein therapeutisches Zentrum. Die Tzoltzil widmen sich hier auch Ritualen und Reinigungszeremonien, um Krankheiten zu heilen oder vorzubeugen, oder um den boesen Blick von sich abzuwenden. Dazu brauchen die Heiler unter anderem die Kerzen, doch zudem sieht man auch Eier, Blumen, Weihrauch, Wasser, lebendige Huehner, sowie "Refrescos" (Coca Cola, Fanta etc), die den traditionellen "Posh" - Zuckerrohrschnaps - ersetzen, da die Refrescos einfacher zu erhalten sind. All dies dient dazu, boese Geister und boese Winde zu vertreiben, um den Patienten zu reinigen. Je nach Krankheit braucht man Kerzen in einer anderen Farbe. Viele Kerzen stehen auch noch brennend im Raum, wenn die Menschen schon wieder gegangen sind. Sie muessen runterbrennen, denn sie sind die Nahrung fuer Gott.

Als Tourist mussten wir Eintritt bezahlen um diese eindruecklichen Szenen in der Kirche miterleben zu koennen. Wir kamen uns beim Besuch sehr komisch vor, es hatte was von "Zoo" - die Touristen kommen, um die "Ureinwohner" zu sehen - deshalb haben wir die Kirche auch relativ schnell wieder verlassen, obwohl man sich darin echt stundenlang fasziniert und sprachlos umsehen koennte. Trotzdem tragen die Touristen wohl auch dazu bei, diese Menschen in ihrer Identitaet zu staerken....??¡¡??

So, das wars mal wieder fuer den Moment. Morgen fahren wir weiter nach Palenque.

Donnerstag, 6. Oktober 2005

Tropenstuerme - uns gehts gut! (Tuxtla Gutierrez, Mexiko)

Ich weiss ja nicht genau, was ihr alles mitgekriegt habt von den Stuermen hier in Mexiko. Das Land ist momentan im Norden und im Sueden, im Osten und im Westen von Tropenstuermen umgeben, sodass wir momentan ueberall nasse Fuesse kriegen werden...

Falls ihr auch folgende oder aehnliche, beunruhigenden News gelesen habt:

"(...) Von den weiteren Ländern Mittelamerikas meldeten Nicaragua neun, Honduras vier und Costa Rica einen Todesfall. In Mexiko kamen elf Menschen ums Leben - sechs in Chiapas, drei in Veracruz und zwei in Oacaca. In Chiapas traten 33 Flüsse über ihre Ufer.

Wegen der Überschwemmungen war die Stadt Tapachula nahe der Grenze zu Guatemala von der Aussenwelt abgeschnitten. Brücken und Landstrassen wurden zerstört, Strom- und Telefonversorgung brachen zusammen.
Gouverneur Pablo Salazar äusserte die Besorgnis, dass Chiapas der schlimmste Teil der Katastrophe wegen der anhaltenden Regenfälle noch bevorstehen könnte. Der mexikanische Präsident Vicente Fox machte sich im Katastrophengebiet selbst ein Bild vom Ausmass der Verwüstungen."

(http://www.nzz.ch/2005/10/05/vm/newzzEEF43I5J-12.html)

moechte ich Euch nur beruhigen. Uns gehts gut!

Wir sind zwar gerade in Chiapas (Tuxtla Gutierrez) und die Strecke nach San Cristobal wo wir hin wollten wurde gestern als Vorsichtsmassnahme nicht mehr von den Bussen befahren, sodass wir aus Sicherheitsgruenden von hier nicht weiter koennen.

Wir sind hier aber bei einer lieben Familie vom Hospi-Club untergekommen und sitzen im Trockenen. (naja, die Decken lassen durch den starken Regen ein paar Tropfen durch, aber das ist ja wirklich egal.)

Es hat die letzten 3 Tage heftigst geregnet und das hat die Strassen in kleine Fluesse verwandelt. Sonst ists hier in Tuxtla aber ruhig, vorsichtshalber wird einem geraten nicht in die Berge zu fahren weil es Erdrutsche gab und noch mehr befuerchtet werden.

Heute hat es noch nicht geregnet und ich hoffe, dass das so bleibt, damit wir morgen endlich weiter reisen koennen.

Freitag, 30. September 2005

Heuschrecken und andere Abenteuer (Oaxaca, Mexiko)

Heute habe ich eine Heuschrecke gegessen. Frittiert, mit Knoblauch, Zitrone und Chili war vielleicht auch noch dran... Eigentlich war nur die Vorstellung eklig ein Insekt zu futtern, der Geschmack war OK und das Ding war auch schoen knusprig. Hier in Oaxaca ist das eine Spezialitaet, und da wir auch hier mit Leuten vom Hospitality Club zusammen sind, kommt man um so was kaum herum... es heisst dann, es gaebe einen Fluch der jeden befaellt der in Oaxaca keine Heuschrecke isst (sieben Jahre schlechten Sex *g*) ... Dafuer habe ich hier in Oaxaca auch die beste Schokolade ausserhalb der Schweiz gefunden. Die Schoko wurde ja nicht von uns Schweizern erfunden, das gab es hier schon bevor Kolumbus kam, jedenfalls in fluessiger Form als "heisse Schokolade". Schmeckt ziemlich anders als bei uns, und hat keine Milch dran, aber echt voll lecker. Musste mir in der Schoko-Fabrik auch gleich eine Tafel kaufen. Heute habe ich in einem Museum auch gelernt, dass hier bei den Zapotecas nicht Gold als kostbar galt, sondern unter anderem Cacao-Bohnen noch viel wertvoller waren und als Zahlungsmittel gebraucht wurden. Tja, aber wer mit Hospitality Club reist, erlebt auch sonst ganz schoen viel. Wer sonst besucht auf Reisen Psychologie-Unterricht an der Uni oder isst "freiwillig" Kuhmagen ("menudo") oder wie gesagt Heuschrecken?!!?? Zudem wurden wir in Puebla sogar an eine traditionelle "Boda Oaxaqueña" (Hochzeit) eingeladen. Wir haben zwar dafuer von der Stadt Puebla selber nicht so viel gesehen, aber so ein Fest war tausendmal besser als ein paar Kirchen und Gebaude im Kolonialstil zu sehen. Ein schoener Brauch: Musik spielt und die Gaeste geben dem Brautpaar Geld um ins gemeinsame Leben starten zu koennen. Jeder der was gibt, kriegt einen Teller, Krug o.A.. Wir wussten zuerst gar nicht, was damit machen... Wir haben dann mit den Tellern in den Haenden zur Musik getanzt und am Schluss mussten wir alle Teller etc auf dem Boden in kleinste Stuecke zerschlagen. Das symbolisiert erstens, dass alles alte, schlechte zurueckgelassen wird und zudem wird die Liebe der beiden so lange halten, bis alle Stuecke wieder zusammengesetzt sind... Wow! Heute fahren wir noch weiter, wieder mal an den Strand in "Puerto Escondido".

Mittwoch, 21. September 2005

Schweizer Qualität in Mexico (Taxco, Mexiko)

Wir befinden uns momentan gerade in Taxco, Guerrero (Mex.). Ist ne ganz angenehme kleine Stadt in den Bergen. Alle Strassen gepflastert und so eng, dass man alle paar Minuten fast von einem VW-Kaefer-Taxi angefahren wird. Die Stadt ist beruehmt fuer Silber, da es hier frueher auch ganz viele Minen gab. Wir sind jedenfalls froh, dass wir hierher gekommen sind, obwohl die Fahrt ein mittelgrosses Chaos war... Wir mussten eigentlich nur einmal umsteigen, um von Morelia hierher zu kommen, naemlich in Toluca. Dummerweise waren wir die eizigen zwei Passagiere auf dem Weg von Morelia nach Toluca, sodass es dem Fahrer zu bloed war zu fahren und uns an der ersten Haltestelle in einen anderen Bus umsteigen liess. Dieser hat dann etwa an jeder zweiten Ecke gehalten, und aus einem uns unbekannten Grund mussten wir kurz vor Toluca nochmals umsteigen. Dieser Bus hat uns dann nichtmal bis zum Busterminal in Toluca gebracht, sondern wir mussten noch ca 1 km durch die Stadt unsere Rucksaecke und uns zum Terminal schleppen, sodass wir anstatt 4 1/2 Stunden schlussendlich etwa 6 brauchten nach Toluca. Tja, die Unorganisiertheit ist wohl auch Teil Lateinamerikas...
wir
haben uns ja auch schon fast ein bisschen daran gewoehnt, aber das war doch auch uns fast ein bisschen zuviel.
Hier ist es momentan sehr heiss, deshalb haben sich die Kinder auf dem Foto auch bei einer Wasserschlacht abgekuehlt. Was uns hier auch auffaellt, ist die Wahlpropaganda. Wahlen sind erst nachestes Jahr am 3 Juli, trotzdem wird schon gross Werbung fuer die Kandidaten gemacht. Komisch ist dies besonders deshalb, weil erst noch Vorentscheidungen in den Parteien gefaellt werden muessen, wo das Volk ja genau gar nichts mitbestimmen kann. Jedenfalls werben jetzt schon saemtliche Taxis und Busse fuer einen gewissen Alvaro, der sich fuer Taxco einsetzen will...

Hospi club funktioniert super. Es ist halt schon eine voellig andere Art zu reisen. Man lernt so viele interessante und liebe Leute kennen. Zudem kommt man so auch an Orte, die nicht einmal im Reisefuehrer drinstehen, wie zum Bsp zu den "azufres" bei Morelia (heisse Schwefelquellen, siehe Foto) Die Leute hier sind so offen und man ist automatisch sofort ueberall dabei. Bei Freunden, Familie, ueberall ist man willkommen und wird sofort als "amiga" vorgestellt. Das ist echt eine voll schoene Erfahrung. Deshalb tut auch jeder Abschied wieder weh und es bleibt nur zu hoffen, irgendwie in Kontakt zu bleiben.

In Colima haben wir einen echten Vulkanausbruch live miterlebt. Der "Volcan de Fuego" hat geraucht wie bloed. Wir blieben sicherheitshalber im Sicherheitsabstand von 15km oder so, denn sogar unsere lokalen Gastgebern haben den Vulkan noch nie so gesehen. Es war dann aber "nur" Alarmstufe gelb.

Patzcuaro ist ein Dorf mit sehr starker Praesenz von Purépecha Indios und Janitzio ebenfalls. Im Bus nach Morelia habe ich mit einem kleinen Maedchen gespielt und sie hat dann versucht, mir auf Tarasco (Sprache der Purépecha) zaehlen beizubringen, aber ich war nicht so erfolgreich und musste mich daher auch in Patzcuaro und auf der Insel Janitzio auf Spanisch verstaendigen...

Das Teleferico Zacatecas muss auch noch erwaehnt werden. Das ist zwar schon soooo lange seit wir dort waren, pero bueno. Die Seilbahn ist naemlich aus der Schweiz! Und auf dem Ticket steht: "Sus cabinas y equipo de operaciones son de origen suizo, LO QUE GARANTIZA LA PLENA SEGURIDAD DE SU FUNCIONAMIENTO". Da haben wir ja Glueck gehabt, Schweizer Qualitaet...

So, das wars dann mal wieder. Alles Gute!

Freitag, 26. August 2005

Nur in Mexiko (Guanajuato, Mexiko)



Wir geniessen Mexiko total: nette Menschen und schoene alte Kolonialstaedtchen. Doch natuerlich gibt es auch ein paar Dinge, die einen hier ganz schoen erstaunen:


Nur in Mexico
  • weiden Kuehe inmitten von Kakteen
  • isst man Popcorn ebenso wie Mangoeis mit scharfer Chilisauce!
  • kriegt man auf Langstreckenbussen neben einem Sandwich und Getraenk gleich die Tabletten gegen Uebelkeit dazu
  • bekommt man ein Ticket fuers WC
  • isst man Kakteen zum Fruehstueck
  • setzt man sich auf einen Hocker AUF der Strasse um Tacos und Quesadillas zu geniessen
  • ist in Restaurants der Fernseher UND das Radio voll aufgedreht
  • muss das Personal in billigen Restaurants keine Teller waschen, weil diese in Plastiktueten gesteckt werden und darauf dann das Essen serviert wird
  • gibt es Suessigkeiten in Form von Mumien
  • bekommt man eine Speisekarte zum Ankreuzen
  • gibt es bei Museen etwa 3 Schalter, wovon keiner besetzt ist, weil der einzige Angestellte gerade irgendwo pennt
  • ist es im Falle, dass auf der einen Strassenseite eine Gang und auf der anderen Seite Polizisten stehen sicherer, auf der Seite der Gang zu bleiben, denn die Chance von der Polizei ausgeraubt zu werden ist groesser...
... Ihr seht, es wird uns hier garantiert nie langweilig und die unbekannte Umgebung beeindruckt total. Ein paar Problemchen gab es bisher erst, weil ich ueberall irgendetwas liegen lasse oder weil die Mexikaner bei meinem Costaricanischen Spanisch ab und zu nur Bahnhof verstehen oder aus mir ganz unbekannten Gruenden irgendwie komisch grinsen... Momentan sind wir in Guanajuato, es gefaellt uns hier total. Das ist eine Studentenstadt im Kolonialstil, alle Hauser in verschiedenen Farben und auch Nachts noch viel Leben auf den Strassen. Uebrigens: wusstet ihr schon, dass Mexiko auf Nahuatl "Bauchnabel des Mondes" bedeutet? Ist doch schoen...

Montag, 1. August 2005

1. August Feuerwerk a la Tica (La Fortuna, Costa Rica)

Hier einmal die ersten News aus meiner Mittelamerika Reise. Wir sind gut gereist, nur die Amis haben wir erwartet in Dallas ein bisschen genervt... Wir mussten Fingerabdruecke hinterlassen und Fotoshooting hinter uns bringen... Annia hat gelernt, dass sie die "national security of the United States" gefaehrdet, wenn sie auf uns wartet, denn sie koennte auf den Screens (die von der Seite schwarz sind) ja irgendwelche geheime Infos erblicken... :-P Aber das beste ist immer noch das Formular, fuer welches man 2 Minuten Zeit braucht um es durchzusehen, und 4 Minuten um es auszufuellen, bei einer durchschnittlichen Zeit von 6 Minuten pro Frage... *rofl* - ja das steht wirklich so geschrieben auf dem Zettel... :-P Annias Gepaeck ist dann auch am Tag nach unserer Ankunft in San Jose angekommen. In Tortuguero haben wir die Gruenen Meeresschildkroeten gesehen, beim Nisten am Strand. Das ist einfach sooooo schoen. Als wir nachmittags mal durchs Dorf spaziert sind, hat ein oeffentliches Telefon geklingelt. Ich hab abgenommen, und die haben dann nach Josué gefragt... Er wohne im gruenen Haus an der Ecke... Tja, wir haben dann Josué gesucht, aber er war nicht zuhause... irgendwie wuerde das einem in der CH wo jeder ein Handy hat auch nicht passieren...
Heute ist der erste August (fuer die die es nicht wissen: das ist der CH-Nationalfeiertag). Anstelle eines mickrigen Feuerwerk-Vulkanes haben wir hier gleich einen echten! In der Nacht haben wir die Eruptionen gesehen, rote Lava-Gesteinsbrocken sind herausgeflogen und er hat ganz schoen gedonnert... Einfach ein einmaliges Spektakel das hier der Arenal veranstaltet... Heute sieht es leider ganz anders aus: vor lauter Nebel wuerde man nicht glauben, dass hier ueberhaupt ein Vulkan steht... So, das waere es dann fuers erste aus Costa Rica. Am 13 August fliege ich nach Mexico DF wo mich Sylvia vom Hospitality Club empfangen wird! *freu*