Freitag, 19. Dezember 2008

Des Teufels Kirche (Oruro, Bolivien)

Im Santuario del Socavón in Oruro fuehrt direkt neben dem Marienaltar bei dem ein dutzend weisse Kerzen brennen, eine Treppe nach unten. Doch nicht eine Krypta wartet unten. Die lange, steile Treppe fuehrt direkt in einen alten Bergwerksstollen. Man kann den Schweiss der Minenarbeiter die hier mal geschuftet haben mit etwas Vorstellungskraft sogar noch riechen, im duesteren, feuchten Stollen.
Und da befindet sich also direkt unter der ehrwuerdigen Kirche eine rote, gehoernte Teufelsfigur, geschmueckt von Zigarren, Bierdosen und Cocablaettern...

Doch wie kommt die Kirche auf den Stollen?

Zu verdanken ist die Kirche Chiru-Chiru, einem Tagedieb, der am Fuss des Silberberges wohnte und es immer wieder geschafft haben soll, Reiche zu bestehlen, um den Armen zu geben. Eine Art Bolivianischer Robin Hood also. Als er eines Nachts einen Minenarbeiter ausrauben wollte, wurde Chiru-Chiru toedlich verletzt. Die Jungfrau von Candelaria, die Chiru-Chiru immer verehrt hatte, erwies dem reuigen Sterbenden aber ihre Gnade, und als die Orureños tags darauf seinen toten Koerper entdeckten, fanden sie auch ein Bildnis der Jungfrau. Die Mine, die sich dort befand, wurde von nun an der "Socavón de la Virgen", der "Unterirdische Gang der Heiligen Jungfrau" genannt. So entstand der Glaube an die Jungfrau von Socavón, zu deren Ehren an diesem Ort eine Wallfahrtskirche entstand.

Und wie kommt der Teufel in den Stollen?

Mit der gewaltsamen Christianisierung der Indígenas in der Kolonialzeit begann auch die Vermischung der beiden Glauben. Und so lebte der Berggott der Inkas, Huari, unter dem Deckmantel des Teufels weiter. "Tío" -Onkel-, wird dieser Teufel hierzulande genannt. Angeblich eine Aenderung des Wortes "Dios" - Gott -, das die Ureinwohner nicht richtig aussprechen konnten. Fuer die Spanier ein Teufel, fuer sie immer noch ein Gott... Und so herrscht Huari - der Onkel, der Teufel, der Gott - ueber die Unterwelt und waltet somit ueber Glueck und Unglueck der Minenarbeiter.

Das groesste Fest zu Ehren der Jungfrau von Socavón findet hier jeweils zu Karneval statt. Als Teufel verkleidet tanzen dann die Taenzer zur Musik der "Diablada" (Teufelstanz) durch die Strassen von Oruro.

Mal schauen, ob ich es dann nach Oruro zurueck schaffen werde...

Donnerstag, 20. November 2008

Auf Suedamerikas schoenster Strasse (Arica, Chile)

Nach stundenlanger Fahrt durch Boliviens karges Hochland beginnt nach Curahuara de Carangas endlich die Abwechslung! Statt Ebene bis zum Horizont praegen jetzt rote Felsen in Duenenform die Landschaft, und bald auch merkwuerdige Felsbloecke, die wie Pilze aus dem Boden schiessen. Unvergesslich der Moment, als am Horizont der schneebedeckte, perfekte Vulkankegel des Sajamas auftaucht, mit ueber 6’500 müM der hoechste Gipfel Boliviens. Ab und zu passieren wir einen kleinen Fluss, an dessen gruenen Ufern Lamas weiden, oder ein ebenfalls von Lamas und Alpacas besiedeltes Hochmoor, und dahinter ragt der majestaetische Sajama in den mit Schaefchenwolken bemalten Himmel...

Dann der schoenste Grenzuebergang ueberhaupt, am koenigsblauen Chungara-See im Lauca Nationalpark. Waehrend die Grenzbeamten unser Gepaeck scannen und auf Drogen durchsuchen beobachte ich rosarote Flamingos und am Himmel kreisende Hochland-Moewen und bestaune die atemberaubende Sicht auf die Payachatas Zwillingsvulkane, zwei weitere Sechstausender. Danach die Fahrt durch den Lauca Nationalpark – vorbei an der blauen Cotacotani-Lagune mit ihren zahlreichen kleinen Inselchen und den weissen Salzkrusten am Ufer. Und immer die Aussicht auf Berge, deren Farbe mal roetlich, dann gruen, gelb oder lila schimmert. Wir fahren auch vorbei an zahlreichen Vicuñas, dieser zierlichen Lama-Art, deren Bestand in den 70er Jahren auf etwa 1000 reduziert war, und heute wieder auf ueber 25’000 gestiegen ist. Sie lassen sich kaum von den Bussen und LkWs stoeren und grasen genuesslich direkt hinter den Leitplanken...

Anders als oestlich der Anden, fallen hier an der Pazifikseite die Anden nicht in fruchtbares Tiefland ab. In drei Stunden geht es jetzt herunter von ca. 4’500 müM auf Meeresniveau. Die Strasse schlaengelt sich den Berg herunter, und je tiefer wir kommen umso trockener und felsiger die Landschaft, bis bald gar kein Gruen mehr zu sehen ist. Nur noch Wueste soweit das Auge reicht, geschmueckt mit zahlreichen Kandelaber-Kakteen, die wie Maennchen mit einem dutzend Arme in der Gegend stehen.

Als ich Arica erreiche, ist es bereits dunkel, nur der Mond erleuchtet den Sandstrand und die Fluten des Meeres. Ich geniesse das Rauschen der kraeftigen Wellen und den frischen Geruch der kalten, salzigen Meeresbrise...



Chile / Putre & Arica

Montag, 10. November 2008

Nur in Bolivien... (Cochabamba, Bolivien)

  • ist Schweinehaut und -Ohren eine beliebte Spezialitaet (und zwar fuer Menschen und nicht fuer Hunde...)
  • fahren in der Fuehrerkabine im Bus 5 Passagiere mit, obwohl es nur einen Beifahrersitz gibt...
  • gibt Maggi dem Essen den typisch bolivianischen Geschmack...
  • wird Kreisverkehr gerne durch Ampeln geregelt...
  • benutzen Schuhputzer schwarze Masken, damit man sie nicht erkennt, und wirken dadurch erst ganz schoen bedrohlich...
  • wird in Discos in Reihen getanzt! (und wehe dem, der aus der Reihe tanzt...)
  • und es gibt in Discos auch Pausen, damit sich die Leute unterhalten koennen...
  • gibt es Druckereien, die gleichzeitig als Coiffeursalon funktionieren...
  • und gibt es dafuer Coiffeursalons, die sich freiwillig "Piojitos" (Läuschen) nennen...
  • muss man bei seiner eigenen Hochzeit nicht anwesend sein!!! (man kann einen Vertreter hinschicken... - dafuer soll es in Peru moeglich sein, sich online scheiden zu lassen...)
  • wird ca. 1x im Monat verkuendet, dass die bankrotte Airline LAB am Ende des Monats wieder fliegen soll...
  • muss im Spital vor der Untersuchung erst der Hund aus dem Behandlungszimmer verscheucht werden...
  • gibt es auf dem Markt Lamafoeten zu kaufen...
  • dauert eine 200 km lange Busfahrt 8 Stunden...
  • pinkeln die Leute ungeniert auch vor Verbotsschildern (500 Bs. Busse) inmitten der Stadt auf die Strasse...
  • muss man in Busterminals eine "Busterminal-Benutzungs-Gebuehr" bezahlen...
  • wird das Meerschweinchen Kaninchen (Conejo) genannt...
  • wird man, wenn man auf der Strasse nach der Waescherei fragt, gleich von einem Dutzend Frauen umgeben, die einem ihre Dienste als Waescherinnen anbieten...
  • darf nicht davon ausgegangen werden, dass ein Optikergeschaeft, das mit "alles fuer Kontaktlinsen" wirbt, auch Linsenmittel fuehrt...
  • gibt es Bankomaten, die statt den PIN erfragen den Fingerabdruck scannen!! (ganz schoen fortschrittlich die Bolivianische Bank!!)
  • dafuer soll es gelegentlich vorkommen, dass man Falschgeld aus dem Bankomaten bekommt - z.B. eine USD 100.- Note statt mit dem Gesicht von Franklin mit einem Bild eines Inkakoenigs und dem Text: "this note is illegal tender"...
  • oder Noetchen, statt vom "Banco de Bolivia" vom "Banco de la Fortuna"...
  • fahren im Taxi-Kofferraum die Kinder des Taxi-Chauffeurs mit...
  • gibt es Unfaelle, weil der Fahrer derAmbulanz betrunken ist...
  • fahren Strassenhunde gratis Bus...
  • gibt es eine Marine ohne Meer... ("vom Titicacasee dem Meer entgegen", steht bei der Marinebasis in Tiquina... Ja, Bolivien leidet noch immer unter dem Verlust des Meereszugangs an Chile...)
  • baut der Praesident soziale Haeuser fuer die aermsten der Armen in Zonen, die nicht fuer Hauser bestimmt sind, und der Buergermeister reisst die Haeuser dann wieder ab und stellt die Leute von neuem auf die Strasse... :'-( *traurig aber wahr*

Dienstag, 16. September 2008

Benzinmangel und Chicha im Ueberfluss (Cochabamba, Bolivien)

Die "Fiesta" beginnt schon bevor wir losfahren... Cochabamba steht still - diesmal unfreiwillig! Aufgrund der geschilderten Probleme gibt es kein Gas und kein Benzin, nur noch wenige Autos sind unterwegs. Alan (mein Arbeitskollege) will mich abholen mit einem Taxi, doch der Taxista kommt dann doch nicht, denn das Benzin ist unterwegs ausgegangen und es gibt keinen Nachschub. Also versuche ich auf "meiner" Avenida Blanco Galindo, die mehr befahren ist, ein Taxi zu nehmen. Doch die Antwort ist immer die selbe: Zur Av. Beijing (wo Alan wohnt) bringen wir Dich, nicht aber danach nach Quillacollo (ca. 14 km von Cocha entfernt) wo der Bus nach Independencia faehrt - es gibt kein Benzin! Irgendwie schaffen wir es dann doch noch, eingequetscht in einem der wenigen vollgestopften Trufis nach Quilla...

Von hier geht die Fahrt ueber eine abenteuerliche Schotterpiste erst auf ueber 3'800 m.u.M., bevor es dann wieder auf 2'500 m heruntergeht. Die Strecke ist gesaeumt von karger Andenvegetation, doch das Bueschelgras und die Felsen bestechen durch immer wieder andere Farben: mal orange, mal rot, gelb, gruen oder grau. Obwohl karg, kann ich mich kaum satt sehen. Aus der Musikanlage rauscht die Musik der Anden, wehmuetiger Gesang begleitet vom Klang des typischen Charangos, dann zur Abwechslung der eintoenige Beat der argentinischen Cumbia Villera. Mal passieren wir eine Gasleitung, die sich bis zum Horizont erstreckt (und momentan wahrscheinlich kein Gas fuehrt), dann ein einsames Lehmhauschen oder ein kleineres Dorf. Die Gegend ist kaum besiedelt, so sehen wir denn auch mehr Lamas und Schafe als Menschen. Die schlussendlich fast 8-stuendige holprige Fahrt ist anstrengend, der unbequeme Bus fuellt sich mit Staub, immer wieder muessen wir waghalsige Manoever bei Gegenverkehr auf der engen Piste ueber uns ergehen lassen - neben uns geht es steil runter und ab und zu erinnert ein kleines Kreuz am Strassenrand an Verunfallte. Kaum beruhigend ist, dass wir statistisch gesehen auf der zweit-gefaehrlichsten Strecke Boliviens unterwegs sind. Immerhin erfahren wir erst als wir in Independencia ankommen, dass der Chauffeur die Strecke heute erst zum zweiten Mal gefahren ist!! ;-)

In Independencia treffen wir auf Verwandte von Alan, und wir fahren direkt weiter nach Machaca, wo eben die Fiesta del Señor de Exaltación stattfindet.
Machaca ist ein kleines Nest am Ende der Welt, das aus gerade mal ca. 9 Cuadras (3x3 Blocks)aus Lehmziegelhauschen besteht. Das hier ist Landleben pur! Es gibt keinen Luxus, nicht einmal Klos (dazu dienen einfach die umgebenden Berge oder auch mal der Hauptplatz) dafuer pure Luft und Ruhe... Und gefeiert wird auch hier wie richtig! Auf dem Musikpavillon auf dem Hauptplatz spielt die lokale Brass Band, die bald schon durch laute Cumbia aus den daneben aufgestellten Lautsprechern uebertoent wird, in einer anderen Ecke der Plaza tanzt eine unermuedliche Truppe floetenspielender Maenner um einen mit Chicha gefuellten Plastikeimer (Typ: ehemaliger Farb-Behaelter vom Bau). Jeder der Taenzer / Musiker ist geschmueckt mit einem "Panzer" aus echtem Leopardenleder oder -Fell und bunten Federn. Bier und Chicha fliesst in Stroemen, und ich werde ins Ritual des Chicha-Trinkens eingeweiht: Wer eingeladen wird, muss (oder sollte zumindest) trinken und fuellt als naechstes das Trinkgefaess, eine Art halber Kuerbis, um den Naechsten einzuladen. Immerhin muss der erste oder letzte Schluck, zu Ehren Pachamamas - der Mutter Erde - auf den Boden gekippt werden. Ein Glueck fuer mich, wenn das herbe Maisbier, in dem man meistens auch ein Stueck Stroh oder eine Fliege oder ein Haar findet, zu bitter schmeckt... Doch mit einer genuegend grossen Portion Kokablaetter im Mund wird auch fuer mich die Chicha bald ertraeglich... ;-) ("Koka ist kein Kokain, sondern das heilige Blatt der Inkas" - singt die Band) Es wird spaet an diesem Abend.
Wir koennen unser Zelt als Nachtlager im Innenhof eines Hauses aufstellen, neben Ziege und Zicklein, doch ich schlafe kaum, denn es wird bitterkalt und natuerlich dauert die laute Fiesta die ganze Nacht!

Am naechsten Morgen werden wir von vier staunenden Kinderaugen begruesst, die sich zoegerlich unserem Zelt naehern und es schuechtern untersuchen und befassen. Nebenan sind die Ziegen bereits verschwunden, dafuer hocken die Frauen der Familie im Kreis am Boden und bereiten ein grosses Festessen vor. Wir muessen unser Zeltlager denn auch abbrechen, denn hier wird heute Hochzeit gefeiert! Bald ist der Innenhof mit silbernem Lametta und weissen Klopapier geschmueckt, und an der Lehmwand werden ein paar bunte Tuecher aufgehaengt.

Der Tag beginnt gemuetlich, wir fruehstuecken erst auf der Strasse, dann geht es direkt weiter mit Chicha und Bier... Ich geniesse die Sonne und fahre mit Verwandten von Alan etwas in die Berge hoch. Zum Mittagessen werden wir von einer Familie eingeladen (man wird hier immer und zu allem eingeladen - die Leute sind so was von herzlich, es ist unglaublich!) Am Nachmittag dann geht das Feiern weiter (diesmal auf dem Fussballplatz) mit Musik und Tanz, und ich lerne traditionelle Morenadas zu tanzen - gar nicht so schwierig, nur sieht das ganze ohne bunten Rock der hin und her geschwungen wird, ganz und gar nicht spektakulaer aus... Darauf wird ein schwarzes Heiligenbild zur Kirche getragen (den Gottesdienst lassen wir aber aus) und danach werde ich Zeuge, wie der Sacerdote (Pfarrer) auf dem Fussballfeld ein paar der stationierten Autos und Lastwagen mit Weihwasser segnet. Die Autos wurden alle bereits schoen geschmueckt, und werden jetzt, wenn nicht mit Weihwasser zumindest mit Bier oder Coca Cola oder sonst etwas moeglichst Klebrigem uebergossen, damit das danach darauf geworfene Konfetti auch moeglichst lange daran kleben bleibt...

An diesem heiligen Tag heiraten etwa 3 Paare - und so konzentriert sich die Fiesta am spaeteren Nachmittag und Abend auf den 3 Hochzeitsfeiern. Teilen ist Kultur der Anden, und so wird ganz selbstverstaendlich jeder, der gerade vorbeikommt, zur Feier inkl. Hochzeitssuppe oder -Torte eingeladen. Doch bevor es Torte gibt, muessen die Singles antraben und an einem aus der Torte haengenden Schnuerchen ziehen. An einem davon haengt ein Ring: wer ihn zieht wird als naechstes heiraten. Ich komme zu spaet und kriege "nur" noch Torte ab. ;-) *mmmh - lecker* Beim Tanz danach fliesst wieder Chicha in Stroemen, manch einer tanzt bald nicht mehr, sondern sitzt irgendwo beduselt in einer Ecke.
Heute bekommen wir zum Schlafen eine Matratze bei irgend jemandem zu Hause angeboten - was fuer eine Wohltat nach der kalten Nacht zuvor, und wie unglaublich, wie selbstverstaendlich Fremde hier aufgenommen werden!

Der dritte Tag der Feier soll der spektakulaerste sein: Corrida de Toros - Stierkampf ohne Torero, a lo boliviano! Den Stieren werden kleine Tuecher um den Hals gebunden, darin versteckt etwas Geld. Die jungen Maenner des Dorfes rennen dann den Stieren hinterher, um den Preis zu ergattern. Manch einer bezahlt dafuer mit einem heftigen Schlag des Stiers in den Hintern, einer wird auf die Hoerner genommen und weit durch die Luft geschlaeudert und bleibt bewusstlos liegen... Aber wie mir Alan zuvor erklaert hat, ist eine Corrida de Toros ohne Blut schliesslich langweilig... ;-)


Independencia

Donnerstag, 11. September 2008

Cochabamba atmet auf, Bolivien brennt (Cochabamba, Bolivien)

Ich sitze mit meinem Buch (100 Jahre Einsamkeit, Gabriel García Márquez) im Gras auf einem Kreisel inmitten zwei der meist befahrenen Strassen Cochabambas. Statt stinkender Busse und hupenden und nervoesen Autofahrern sind heute hier auf der sechs-spurigen Avenida tausende Velofahrer, Fussgaenger und Fussball spielende Kinder unterwegs. Es ist unglaublich ruhig und fast ein surreales Bild. Ich geniesse die Sonne und die smogfreie Sicht auf die Anden im Norden. Jeder erste Sonntag im September ist autofrei, und Cochabamba atmet auf.

Ein paar Tage spaeter kommt es in den oppositionellen Tieflandregionen (der sog. Media Luna / Halbmond) zu Krawallen. Milizen der bürgerlichen Opposition blockieren das gesellschaftliche Leben: Strassen werden blockiert, Flughaefen eingenommen, Gasleitungen gekappt, Maerkte gepluendert, Behoerden gestuermt, Radiosender und Journalisten angegriffen...
Die USA werden angeklagt, die ganze Opposition und Autonomiebewegung mobilisiert zu haben und fuer die eskalierenden Proteste verantwortlich zu sein. Dementsprechend wurde der Botschafter der USA, Philip Goldberg, zur unerwünschten Person erklaert und aufgefordert, das Land zu verlassen.
Der Halbmond brennt !!!

( In den Evo-befuerwortenden Hochlandregionen bleibt es hingegen ruhig – also macht Euch keine Sorgen wenn ihr Berichte liest, wie meinen :-), oder den hier)

Montag, 1. September 2008

Das zweite Drittel (Cochabamba, Bolivien)

Bolivianer lassen sich in drei Drittel einordnen:


  1. Das erste Drittel blockiert gerade irgendwo eine Strasse, ist auf einer Demonstation oder steht Schlange auf irgend einer Behoerde

  2. Das zweite Drittel ist auf einer Fiesta, macht Musik oder tanzt

  3. Das dritte Drittel macht Liebe

(Theorie gemaess Matthias Bode)

Hier sehen wir also das zweite Drittel:



FiestaCochabamba


Wieso denn gefeiert wird, frage ich William, einen bolivianischen Freund. "Wir feiern alles und nichts!"

So genau weiss man es nicht, ist auch nicht so wichtig. Hauptsache Tanz, Musik, Bier und Chicha!

Wahrscheinlich wieder irgend eine "Virgen".
Auch ein Raetsel: Wieso gibt es in Bolivien so viele Kinder, wo es so viele Jungfrauen gibt??... ;)

Donnerstag, 28. August 2008

Zu Besuch bei den Tiefland-Indianern (Sanandita, Bolivien)

“Alles ist cool hier: der Fahrer, der Bus, die Musik” oder: “Bitte nicht auf den Boden spucken”... aber auch Weisheiten wie: “Lieber eine Minute in deinem Leben verlieren, als in einer Minute dein Leben”, stehen auf den Stickers geschrieben, an der Tuer, die den Passagierraum vom Chauffeur trennt, im Bus von Cochabamba nach San Gabriel.
Und ganz nach diesem Motto kriechen wir den Berg hinunter. Die Umgebung ist erst von karger Bergvegetation mit Lagunen und Adobehauschen gepraegt, dann geht es vom trockenen Klima des subandinen Hochtals ins tropische Tiefland des Chapare hinunter. Links und rechts neben der Strasse wird es nun immer gruener, bis die letzten Auslaeufer der Anden hinter uns verschwinden und die Luft heiss und feucht wird.

Nach etwa 5 Stunden erreichen wir Villa Tunari. Hier endet fuer die meisten Touristen der Ausflug ins Chapare, eines der wichtigsten Koka-Anbaugebiete des Landes. Ich hingegen bin auf dem Weg nach Sanandita, einem Dorf der Yuracare-Indios, einem Indianerstamm im Amazonasgebiet Boliviens. Wir passieren einen Militaerkontrollposten ausgangs Villa Tunari. “Crime Scene, Do not cross”, steht auf dem Band, vor dem Kontrollposten, und « Wasser ist Leben. Lass nicht zu, dass sie unsere Fluesse verschmutzen. Sag nein zu Drogen und Drogenhandel », steht auf einem Schild. Dementsprechend wird auch unser Bus von den Soldaten durchsucht. Es koennte ja sein, dass jemand Drogen dabei hat, oder Chemikalien, die fuer die Kokainproduktion verwendet werden koennten, und eben die Fluesse verschmutzen. Auf einer holprigen Piste geht es von hier weiter nach San Gabriel, dem letzten Kaff vor dem Nationalpark und Indianerreservat Isiboro Secure, wo die Yuracare wohnen, die ich besuchen werde. Je weiter wir kommen, desto groesser die Kokafelder am Wegesrand. Einfache Hauser aus Brettern saeumen die Strasse. Doch arm sind die Leute hier nicht. Davor stehen teils moderne Autos, und auch die Satellitenschuesseln fehlen nicht. Koka muss halt ein gutes Geschaeft sein! Und Koka gedeiht hier wunderbar.

Dies ist auch einer der Gruende, weshalb die Yuracare immer weiter zurueck gedraengt werden in den Dschungel. Kolonisierende Kokabauern, vorwiegend Quechua und Aymara aus dem Hochland, dringen weiter vor in ihr Stammesgebiet. Die Siedler zurueckzudraengen ist kaum moeglich, ohne Unterstuetzung in der Regierung. Es bleibt nur die Flucht weiter hinein in den Dschungel.

Und da fahre ich hin! Im Sammeltaxi, zu zwoelft (!!) eingequetscht in einem normalen PkW, gelangen wir zur Bootsanlagestelle am Rio Isiboro. Von hier sind es noch knapp 30min flussabwaerts im Einbaumkanu. Die Gesandten der Gemeinde warten schon auf uns. Bei Abenddaemmerung erreichen wir Sanandita. Bis ich die Besucherhuette erreiche ist es dunkel. Bald ist nur noch das Funkeln der Sterne und Blinken der Gluehwuermchen zu sehen…

Die naechsten Tage verbringe ich mit Don Humberto und seiner Familie. Ich koche mit seiner Frau mit Wasser aus dem Fluss, spiele mit dem kleinen Guido stundenlang mit der einzigen Murmel die er besitzt oder den zwei kaputten Spielzeugautos, besuche Nachbarn und werde von ihnen zum Chicha-Trinken eingeladen. Ich fische Piranhas, und spiele “Fischen” mit den Kindern im Fluss. So wird hier unser “Fangis” genannt. Es ist gar nicht so einfach, im braunen Flusswasser sind die flinken Kinder schnell weggetaucht, und tauchen dann ploetzlich hinter dem naechsten Kanu auf. Ich, von den Kindern liebevoll Gringita genannt, hingegen bin ein leichtes Fressen fuer den jeweiligen “Fischer”. Ich lerne von Kleinkindern auch, wie man ein Einbaumkanu lenkt. Das koennen sie hier naemlich schon, bevor sie schwimmen koennen. Man erklaert mir auch mit einer Selbstverstaendlichkeit, welche Beeren man essen kann und welche giftig sind, oder welche Pflanzen zum Faerben von Tuechern verwendet werden koennen. Mein gruenes T-Shirt wird dabei zum Opfer einer Demonstration. Ein violetter Fleck wird mich jetzt noch lange daran erinnern! ;) Zwei Jungs demonstrieren, wie man mit Pfeil und Bogen die Fische faengt, die sich am Grund der Lagune tummeln, und abends gehen wir auf Kaimanpirsch…


Ich lerne aber auch, wann Koka reif ist zum Pfluecken und helfe beim Ausbreiten der Blaetter zum Trocknen an der Sonne. Denn auch die Yuracare leben heute nicht mehr bloss vom Jagen und Sammeln, sondern brauchen alternative Einnahmequellen, und Koka laesst sich halt gut in San Gabriel verkaufen...

Der Tourismus soll als Alternative zum Kokaanbau dienen, aber vor allem auch, den Yuracare eine Stimme verschaffen. Wenn auf der einen Seite die Siedler die Yuracare diskriminieren, sie sogar dazu bringen wollen Quechua zu lernen, und die Regierung das Volk vergisst, koennen Touristen helfen sie in ihrer Identitaet zu staerken…



Sanandita

Dienstag, 19. August 2008

Viehmarkt (Cochabamba, Bolivien)

Wir besuchen den Viehmarkt in Punata, nicht weit ausserhalb von Cochabamba im Hochtal ("Valle Alto") gelegen. Da quietscht ein Schwein, das gerade herumgezerrt wird, dort krabbelt ein Kleinkind im Sand und Kuhdreck herum, da stehen die riesigen Tiertransporter, vollgequetscht bis auf den letzten Quadratzentimeter, da preist eine farbenfroh gekleidete Quechua-Frau "frischen Fisch" (der in der Sonne schmort) per Megafon an, eine andere traegt ein Schaf vorbei, und auf dem Ruecken natuerlich das Kleinkind, es werden Kuehe gemolken und um Kaelber gehandelt...

Doch da ist auch der Fruechte- und Gemuesesektor, ja, es gibt nichts, was man auch dem Markt von Punata nicht kaufen koennte. Stereoanlagen, Handys, Fahrraeder, bunte Tuecher, Essen... und wer denkt, das schwarze lange gezopfte Haar der Indigenas sei immer echt, hat noch nicht die Staende entdeckt, wo es Kunsthaar zu kaufen gibt. Schwarz, lang, und bereits vorgezoepfelt...

Punata

Wuestenzauber (Santa Cruz, Bolivien)

Streifzug durchs Zentrum von Santa Cruz. Die Stadt ist zwar nicht sonderlich schoen, dafuer um so interessanter. Da sind die Strassenverkaufer von Kunsthandwerk, die auf Wunsch auch gleich das Loch fuer das Nasen- oder Bauchnabelpiercing stechen, da sind die mit traurigen Augen bettelnden Kinder, die einem die Haende entgegen strecken und mein Herz zerreissen, da sind die Artisten, die auf der Strassenkreuzung jonglieren und versuchen, so den wartenden Motoristen ein paar Bolivianos zu entlocken. Und da sind die Opositionellen auf dem Hauptplatz vor der Kirche, die schon tagelang im Hungerstreik gegen die Regierung protestieren. In grossen Zelten liegen die Demonstranten auf Matratzen, spaeter sprechen die Anfuehrer ueber Lautsprecher zu den Leuten: "Wir wollen eine Regierung fuer alle. Sie stecken ihre schmutzigen Haende in unsere Taschen." Der verhaeltnismaessig reichen Tieflandregion passt Evos Sozialismus natuerlich ganz und gar nicht... Etwas spaeter wird der Hungerstreik nach 12 Tagen aufgeloest, und die Matratzen werden weggetragen.

Tags darauf habe ich mir in den Kopf gesetzt, die Lomas de Arena, etwa 15km suedlich von Santa Cruz, zu besuchen. Im Bus fahre ich zum Parkeingang. Von hier sind es noch 4 1/2 km zu Fuss und ich marschiere los. Die Sonne brennt unerbitterlich runter, meine kleine Wasserflasche ist bald leer, und so frage ich ein Maedchen, dem ich unterwegs begegne, ob man denn hier irgendwo Wasser kaufen kann. "Hier schenkt man es Dir", bekomme ich zur Antwort, und werde in den Hinterhof ihres Hauses gebeten. Am Tisch sitzen die kleinen Geschwister beim Mittagessen, es gibt Reis mit Linsen, dazu Wasser. Auch ich bekomme ein Glas - herrlich erfrischend kalt! Die Kinder sind schuechtern, sprechen nur ab und zu leise untereinander. Auf Fragen bekommt man eine kurze und knappe Antwort. Dafuer bekomme ich fuer den weiteren Weg eine grosse 2 Liter Petflasche voller Wasser geschenkt!

Die Landschaft wird immer noch wuestenartiger, da sind Kakteen und stacheliges Bueschelgras, bald tauchen in der Ferne die ersten Duenen auf. Ab und zu kreist ein Falke ueber meinem Kopf.

Auf den Duenen blaest ein starker Wind. Die vorbeifliegenden Sandkoerner tun fast ein bisschen weh auf der Haut. Vor mir breitet sich Sand aus, bis zum Horizont. Die Landschaft ist total surreal, denn in den Duenentaelern gibt es klare Lagunen, das Wasser bringt Leben und so blueht es hier auch gruen. Doch der Sand ueberwaelzt erbarmungslos die Vegetation und wandert weiter Richtung Sueden.

Hier ist eine Gruppe Jugendlicher, aus dem Autoradio droehnt laute Bachata und Reggaeton Musik. Ich bin am Strand der Cruceños gelandet.


Santa Cruz 2

Im Todeszug (Santa Cruz, Bolivien)

Das Dorf San José de Chiquitos, eine ehemalige Jesuitenmission, ist super herzig. Die Kirche wird gerade in Feinstarbeit restauriert. Ich unternehme einen Ausflug in die naehere Umgebung, ins bizzare Mondtal.

Santa Cruz


Abends Weiterfahrt nach Santa Cruz - dieses Mal im Zug! Ausserdem war das einzig verfuegbare erste Klasse. Es kann nur besser kommen! Doch der Name taeuscht. Die erste Klasse ist die zweit schlechteste, die besseren nennen sich "Pullmann" oder "Super Pullmann". Die erste Klasse entspricht im Vergleich mit der Schweiz etwa einem uralten S-Bahn Wagen. Dafuer kostet die 8 Stuendige Fahrt auch nur gerade 2.30 Euro.

Hat es tags zuvor im Bus geschuettelt und geruettelt, wiegt und schaukelt es im Zug. Die Gleise quietschen unter den Raedern, es ist ein Hoellenlaerm. Diese Strecke wird auch "Tren de la Muerte" genannt, "Todeszug". Wir fragen uns erst wieso, doch spaetestens kurz vor Sonnenaufgang wissen wir wieso... Es ist bitterkalt, der Wind blaest durch die Ritzen durch die Fenster. Trotz dicken Socken und Faserpelz ist es nicht mehr zu ertragen. Da hilft nur enger ruecken und Schlafsack auspacken... Wenig spaeter rinnt mir der Schweiss in Santa Cruz nur so aus den Poren...

Adios Brasil, Hola Bolivia (San Jose de Chiquitos, Bolivien)

In Corumba erhalte ich auf einer Bootstour einen Eindruck ins Naturparadies des Pantanals. Zahlreiche Voegel sieht man schon wenig ausserhalb der Stadt, da verschwindet ein Jacare (Kroko) im Wasser, und es turnen Affen in den Baumen.
Auch Cormuba selber ist schoen, der alte Hafen mit den bunten Hausern. All dies und natuerlich auch die Gastfreundschaft von Marcelle, meiner hiesigen Couchsurferin, machen aus dem Stopp ein weiteres Highlight der erst kurzen Reise. Unbeschreiblich die Aussicht von der Wohnung ihrer Grossmutter (im hoechsten Gebaude der Stadt) auf die Weite des Sumpfgebietes...

Brasilien

Und doch zieht es mich schnell weiter. Ich fuehle mich, des Portugiesischen nicht maechtig, in Brasilien fremd. Ich freue mich, bald "zu Hause" in meiner zweiten Heimat, dem spanischsprachigen Lateinamerikas anzukommen. Ja, ich fahre wirklich nach Hause!

Doch dies ist erstmals gar nicht so einfach. Ich nehme einen Bus zur Grenze, passiere den brasilianischen Zoll, und stehe schon vor der Bolivianischen Migracion. Wo kriege ich meinen brasilianischen Ausreisestempel?? "Die Migration ist beim Busterminal in Corumba, im Stadtzentrum" - die Antwort, als ob es das selbstverstaendlichste der Welt waere.
Mein Zug, fuer den ich noch ein Ticket kaufen muss, faehrt schon bald, und ich habe keine Lust, nochmals den ganzen Weg zurueck zu gehen. Und so versuche ich, ohne Ausreisestempel weiterzureisen. Doch die Bolivianer weisen mich zurueck. Ich lasse mein Gepaeck bei den bolivianischen Grenzbeamten und bitte Mario, einen Argentinier den ich soeben kennen gelernt hatte, einen Blick darauf zu halten. Schnell ist ein Taxi gefunden, geteilt mit anderen Reisenden, und ich fahre zurueck. Eine Stunde spaeter komme ich wieder per Mototaxi an die Grenze angeduest, und darf jetzt endlich "nach Hause"!

Leider sind wir jetzt wirklich schon spaet dran, und kriegen keine Fahrkarte mehr fuer den Zug. Bleibt noch der Bus. Was das bedeutet, weiss Mario: im Gegensatz zum Zug, der mehr oder weniger ruhig auf Schienen faehrt, ist die Piste nach San Jose de Chiquitos reiner Schotter und Sand. Am Busterminal haengt ein Werbeschild unserer Busgesellschaft. Darauf prahlt ein super moderner ultra bequemer Bus, davor steht der unsere: eine uralte Lotterkiste, der Fensterscheiben fehlen und der auch sonst droht, gleich auseinander zu fallen...

Langsam fahren wuerde bedeuten, spaeter anzukommen, und so braust unser Fahrer auf den schlechten Pisten, als ob es eine Autobahn waere. Bald reisst das aus Plastikfolie improvisierte Fenster, der Bus fuellt sich definitiv mit Staub, Sand und Muecken. Es holpert und schuettelt. Wir fuehlen uns fast wie in einem Viehtransport. Das meint auch einer der anderen Passagiere und beginnt zu bloeken. Bald stimmt die ganze Truppe mit ein, bald muht, meckert, gackert, quietscht und miaut der ganze Bus. Dann ein riesen Gelaechter... "Al mal tiempo, buena cara".

Samstag, 9. August 2008

Ug Bug (Campo Grande, Brasilien)

Am Flughafen von Sao Paulo. Ich fuehle mich wie in einem Traum, ich glaube noch nicht, dass ich in Suedamerika gelandet bin. Irgendwie reist der Koerper immer schneller als die Seele...
Die Einreiseformalitaeten dauern eine Ewigkeit, danach muss ich neu einchecken fuer den Flug nach Campo Grande, es ist alles etwas verwirrend, Ansagen nur auf Portugiesisch... Gerade rechtzetig schaffe ich es ans Gate fuer den Anschlussflug.

In Campo Grande erwartet mich Lu von Couchsurfing. Ich wusste nicht, dass sie mich abholen wird. Eine schoene Ueberraschung!

Heute besuchten wir hier das Stadtzentrum, es gibt ein paar koloniale Gebaeude, ein Casa de Artesania und ein kleines Museum. Ab und zu sieht man auch mitten ueber der zubetonierten Stadt ein Paerchen blaue Aras fliegen. Wow!
Wir besuchen den lokalen Markt, wo es die interessantesten Krauterchen zu kaufen gibt, vom Tee zum Abnehmen bis hin zu einem Tee, der sich "Viagra do Pantanal" nennt. :)

Als ich Larissa, Lus kleiner Schwester, erzaehle, dass ich als Volunteer unterwegs nach Bolivien bin, berichtet sie stolz, dass auch sie Volunteer ist. Die Grupo Ug Bug (sprich Ugi Bugi) hat sich zur Mission gemacht, Schmerz und Trauer in Froehlichkeit zu verwandeln. Und so begleite ich Larissa und ihre Freunde heute in die Kinderabteilung des oeffentlichen Spitals. Die Truppe ist ausgeruestet mit Gitarre, Trommeln, lustigen Hueten und wackelnden Hoernchen auf dem Kopf, und bunten Ballons in den Haenden. Wir versuchen, Lieder singend und durch die Gaenge und Zimmer tanzend die kleinen Patienten etwas aufzumuntern. Bald schon tanzen die Kinder, die koennen, mit, manch einer der Kleinen, die leider noch ans Bett gefesselt sind, grinst uns mit stahlenden Augen an. Trotz Sprachbarriere unterhalte auch ich mich schon bald mit den Kleinen, besonders Igor scheint mich besonders toll zu finden, denn er kann seine paar Worte Englisch ueben und winkt mich immer wieder zu sich hin...

Einen schoeneren ersten Tag haette ich mir nicht traeumen koennen!

Mittwoch, 6. August 2008

Aufbruch (Grüningen, Schweiz)

"Twenty years from now you will be more disappointed by the things that you didn't do than by the ones you did do. So throw off the bowlines. Sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in your sails. Explore. Dream. Discover."
* Mark Twain *

Das Zitat von Mark Twain hat mich die letzten Monate geleitet, und mir geholfen die letzten Zweifel über Bord zu werfen.

Es ist ein tolles Gefühl, wenn der Rucksack gepackt ist. Zu sehen, wie man all seine Habseligkeiten die sich so durch die Jahre ansammeln, auf das wirklich Nötige reduzieren kann. 15 Kilos, für ein Jahr...

I
ch lasse mich darauf ein, ohne Lohn zu arbeiten, lasse meine "sichere" Heimat zurück, nehme körperliche Strapazen in Kauf, und vor allem riskiere ich auch, vielleicht als nicht derselbe Mensch zurück zu kommen, wie ich losgehe.

Heute träume ich noch, doch bald erforsche und entdecke ich.
Jetzt sind die Segel definitiv gehisst, und ab morgen bläst ein frischer Wind, der mich zuerst einmal über den Atlantik nach Campo Grande tragen wird!

Sonntag, 8. Juni 2008

Fotos "Äquatorialguinea"

Hier kommt das Fotoalbum zu den Blog-Einträgen:

Äquatorialguinea

Freitag, 30. Mai 2008

Die letzten Tage (Moka, Aequatorialguinea)

Wir haben von der Bioko Insel erst wenig gesehen, und so beschliessen wir, noch einen Ausflug nach Moka, im südlichen Teil der Insel zu machen.

Im Sammeltaxi geht es also zuerst nach Boloco, kurz vor Luba, wo wir auf Weitertransport nach Moka hoffen. Zum Warten duerfen wir uns sogar zu den Militärs beim lokalen Check-Point setzen, die hier sogar ganz nett sind.

Nach ca. 45 Min. haben wir Glueck und es haelt ein Kleinbus, der weiter nach Moka faehrt. Es ist gebirgig hier.. Kein Wunder, liegt das alte Fahrzeug oben auch gleich mal ab. Wir muessen warten, bis der Motor wieder abgekuehlt und ausgeraucht hat, bis wir weiterfahren koennen. Immerhin funktionieren die Bremsen der alten Karre, denn es geht wieder abwärts nach Moka, auf 1600 müM gelegen.

Wir halten, um in einem lokalen Restaurant uns zu verpflegen. Es ist eine einfache Huette aus Blech, auf dem Erdboden stehen ein paar Hocker und tiefliegende Tische aus Holz. Drinnen ist es dunkel, da es kein Fenster gibt. Wir sind umgeben von Bauarbeitern, und ich habe das Gefuehl, am Ende der Welt gelandet zu sein. Hier oben ist es kuehl, und als erstes wird uns auch gleich starker Alkohol zum Aufwärmen angeboten.

Beim Verlassen des Lokals werden wir sogleich zum auf der gegenüberliegenden Strassenseite gelegenen Haus gefuehrt. Hier wohnen ein paar Weisse, die uns gesehen haben, und gleich wissen wollen, wer wir sind. Wir platzen also in ihr Haus, eine alte, schoene Estancia im Kolonialstil aus Holz, innen auch noch die Möbel von damals. Schnell finden wir heraus: die Libanesen (leicht als solche an der Shisha zu erkennen) arbeiten bei der selben Firma wie unser Freund Ali aus Malabo, und als Freunde eines Freundes sind wir sofort willkommen und es wird Tee aufgetischt.
Irgendwie eine surreale Situation...

Als unser Chauffeur weiterfahren will und es ums Bezahlen geht haben wir ein Problem. Denn er verlangt von uns der Preis für Weisse, etwa das 10-fache des Normalpreises, den wir zum Glück kennen. Natuerlich weigern wir uns so viel zu bezahlen. Um uns unter Druck zu setzen, holt unser Fahrer Hilfe vom lokalen Militärchef, der unsere Papiere sehen will.
Unser Permiso sei abgelaufen, ist der erste Vorwurf (*haha*) Ausserdem bräuchten wir noch eine Spezialerlaubnis für Moka vom Militär aus Luba (*haha*). Unser Permiso müsse da bleiben. Bald werden auch unsere Pässe konfisziert. Um alles zurück zu bekommen, müssten wir dem Fahrer den verlangten Preis bezahlen. ("Das ist der Normalpreis, es geht nicht darum, dass ihr Auslaender seit" *haha*) und zusaetzlich natuerlich noch Geld, da wir keine Extrabewilligung haben und damit wir unsere Papiere zurueck bekommen...

An unserem letzten Tag machen wir also noch Bekanntschaft mit den unausstehlichen Militärs, von denen wir so oft gewarnt wurden, aber bisher zum Glück verschont geblieben sind.

Was dann passiert, bleibt uns ein Rätsel. Wir werden wieder ins Haus der Libanesen gepfiffen, welche sofort sämtliche Probleme für uns lösen. Hatten wir zuvor noch mit Gewalt versucht, die Pässe wieder an uns zu reissen, händigt der Militäri sie Abdel-Karim wiederstandslos aus um kurz darauf wortlos abzuzischen...

"Wir kontrollieren hier das Militär und die Polizei. Ich habe ihm gesagt, ihr seit Freunde, und er soll sowas bei anderen machen." ... Oh Äquatorialguinea! Was für ein Land!

SEGUIBAT - die libanesische Baufirma unserer Freunde - arbeitet direkt für den Präsidenten. Sie ist damit beauftragt, sämtliche Paläste des Präsidenten (einer in jedem grösseren Dorf des Landes) zu bauen. Daher der anscheinend grosse Einfluss...

Die Paläste... uns wird fast schlecht... Wir haben den Rohbau in Malabo besichtigt, die 4 KM langen Mauern in Bata gesehen (die da zuvor wohnende Bevölkerung wurde natürlich einfach vertrieben), und jetzt die Häuser in Moka... Luxus und Überfluss pur! Dafür, dass er schlussendlich vielleicht 3 Nächte pro Jahr in Moka logieren wird... Einfach verrückt! Es ist unglaublich, wie egoistisch ein Mensch sein kann... Daneben wohnen die Leute in einfachsten Verhältnissen, und würde auch nur ein Bruchteil dieses Geldes in soziale Hilfe investiert, es könnte diesem Volk so gut gehen...

Da wir hier so warm empfangen wurden, beschliessen wir spontan die Nacht hier zu verbringen. Die Umgebung von Moka ist wunderschön. Wir befinden uns hier in einem völlig anderen Klima und somit Vegetation. Das Dorf ist umgeben von weiten Wiesen, wo es zu Rahels Freude sogar ausgewilderte Pferde gibt (die dem Präsidenten gehören...)

Wir machen uns auf den Weg zu den Wasserfällen von Iladyi. Erst führt uns der Weg über die Weiden. Es herrscht eine fast mystische Atmosphäre, denn es ziehen immer mehr Wolken und Nebelfelder auf. Wir sind froh, um die Jacken, welche wir von Abdel-Karim und Hassan ausleihen durften, denn es beginnt auch schon bald zu regnen. Rahel kehrt um, da sie noch immer stark erkältet ist.

Alleine gehe ich also weiter. Es beginnt der Abstieg durch den märchenhaften Nebelwald, vorbei an hohen Farnen und mit Moosen bewachsenen Bäumen. Irgenwo im Gebüsch huscht ein Tier davon.
Nach einer guten Stunde Marsch erreiche ich einen Aussichtspunkt über einer grossen Schlucht. Es geht tief herunter und als ich ankomme ist das Loch vor mir voller Nebel. Durch die Wolken sind die Wasserfälle kaum zu erkennen. Doch von Sekunde zu Sekunde ändert sich die Sicht. Der Wind bläst die Wolken weg, und schon bald sind die Wasserfälle klar zu erkennen, die sich am Hang in die Tiefe stürzen. Ein faszinierendes Naturspektakel! Irgendjemand hat mal gesagt, in Äquatorialguinea gäbe es bestimmt nichts zu sehen... ;) ich kann nur lachen... ;)

Dann der Abstieg zum Fluss... Ich erreiche einen kleinen Wasserfall von ca. 3 Meter Höhe, bevor sich der Fluss danach vor meinen Füssen schätzungweise fast 100 Meter in die Tiefe stürzt. Wow!

Hier in der Umgebung gäbe es noch viel mehr zu entdecken, wie den für die Bubis heiligen See Biao, oder die 10 Stunden Fussmarsch entfernte Ortschaft Ureka, die nur so, oder per Boot zu erreichen ist, und wunderschöne Strände haben muss... Doch leider sind die 3 Wochen viel zu schnell vorbei gegangen, und so können wir nur hoffen, eines Tages diese verborgenen Schätze noch entdecken zu dürfen...

Und vielleicht hat Demetrio recht, der hier fürs Bioko Biodiversity Protection Program arbeitet: die Bioko Insel hütet eine enorme Biodiversität und eine Menge Naturschönheiten. Statt dem Öl sollte hier auf eine nachhaltigere Einkommensquelle gesetzt werden: Ökotourismus

Wenn Kuoni dann mal Charter nach Malabo fliegt, kommen wir wieder!!! ;) *lol*

Mittwoch, 28. Mai 2008

Im gruenen Herz von Afrika (Malabo, Aequatorialguinea)

Von Bata fuehrt uns die Reise direkt nach Mbini, wo wir bei Tomas vom Hospitality Club unterkommen koennen.

Busse gibt es hier nur selten, man bewegt sich in sog. Coches de Linea, Sammeltaxis. Wer Beruehrungsaengste oder Platzangst hat, hat ein Problem, denn es ist eng, sehr eng! Auf den Ruecksitz quetschen sich 4, auf den Beifahrersitz 2 Personen, zzg. Gepaeck und evtl. Babys. Dank Fahrtwind ist die Hitze zu ertragen, die froehliche Musik macht gute Laune. Die Strasse ist gesaeumt von Wald, kleinen Doerfern aus einfachen Holzhuetten, die sich jeweils entweder bei einem Fluss finden, oder um einen Brunnen herum sammeln.

Waehrend hier auf der einen Seite luxurioese Palaeste fuer die Praesidentenfamilie gebaut werden und obwohl Aequatrorialguinea nach Luxemburg, den Bermudas und Jersey das Land mit dem vierthoechsten Pro-Kopf-Einkommen weltweit (!!) ist (Quelle: CIA World Factbook) lebt die Bevoelkerung hier in einfachsten Verhaeltnissen ohne fliessend Wasser oder durchgehender Stromversorgung. Wer Glueck hat, hat immerhin abends ca. von 7 bis 23 Uhr Strom, regelmaessige Stromausfaelle sind aber auch dann an der Tagesordnung.

Offiziell ist Guinea eine Demokratie, doch der Praesident ist eher ein Diktator, der mit starkem Militaer die Bevoelkerung unterjocht und kontrolliert. So werden wir unterwegs auch immer wieder bei Checkpoints anhalten muessen. Es ist uebrigens eine spannende Sache, denn so wie bei uns vermehrt die Schwarzen kontrolliert werden, sind es hier die Weissen die immer nach Papieren gefragt werden. Eine gute Erfahrung. Meist geht es schnell, wir zeigen unseren Permiso und koennen weiterfahren. Manchmal werden Fragen gestellt, oder auch einmal ein Bier verlangt. Doch wir lernen schnell, oder werden viel mehr von Tomas belehrt: frueh morgens sind die Kontrollen am einfachsten zu passieren, nachts, d.h. nach Eindunkelung um 7 Uhr zu reisen sollte vermieden werden, denn da sind die Militaers oefters bereits betrunken, geniessen ihre Macht, verlangen Geld und Fragen von einem betrunkenen Soldaten mit Kalaschnikov in der Hand zu beantworten ist nicht sonderlich angenehm...

Tomas erwartet uns in Mbini. Da gerade der Sohn des Praesidenten zu Besuch ist, sind viele Militaers vor Ort und das Zentrum ist zu meiden. Dafuer gibt es bereits um 4 Uhr nachmittags zur Feier des Tages Strom...
Der Praesidentensohn meint es uebrigens gut mit der Bevoelkerung von Mbini. Denn er hat als Geschenk eine Menge Maschinen mitgebracht zur Feldarbeit. Nur leider kann niemand die Maschinen benutzen, denn erstens gibt es keine Traktoren, die die Maschinen ziehen koennten, und zweitens auch gar keine riesigen Felder, fuer welche diese Maschinen konzipiert sind... Entwicklungshilfe... ??!!???

Wir verlassen Mbini also fluchtartig gleich wieder in Richtung Strand. Um die Straende zu erreichen, muessen wir erst einmal noch zu Fuss einen Mangrovensumpf durchqueren, doch es lohnt sich, die Straende hier sind ein Traum, unberuehrt und wild. Einfach herrlich! Fast menschenleer, bis auf die paar Fischer, welche ausgeruestet mit einer grossen Schaufel Krebse ausbuddeln. Den gefangenen Tieren werden als erstes von Hand die Zangen abgerissen, dann verschwinden sie in einem Holzbehaelter. Da ist auch der junge Sohn dabei, dessen Aufgabe darin besteht, die gefangenen Krebse, welche spaeter als Koeder zum Fischen dienen, im Holzbehaelter vor dem Fliehen zu hindern.

Hier in Mbini verbringen wir ein paar schoene und intensive Tage. Tomas arbeitet hier als argentinischer Arzt in der medizinischen Entwicklungshilfe, und so bekommen wir auch spannende Hintergrundinformationen. Herrlich, oder wohl eher tragisch, seine Anekdoten: Das Schild im Spital, nicht an die Waende zu urinieren... Oder bei einer Schulung ueber Malaria mit vergroesserter Darstellung der Anopheles-Muecke die erstaunte Reaktion der Teilnehmer so grosse Muecken gaebe es hier doch gar nicht... Keine einfache Arbeit!

Auch ueber die Politik des Landes erfahren wir so einiges. Wie gesagt ist Aequatrorialguinea offiziell eine Demokratie. Doch wirklich eine Wahl hat man nicht. Wer nicht von 'der' Partei (PDGE) ist, d.h. ein Parteibuechlein hat, kriegt keine Arbeit, die Wahlen sind oeffentlich, und wer nicht fuer 'die' Partei stimmt, kriegt Probleme. Wer nicht bei 'der' Partei ist, darf beispielsweise auch keine Waffe besitzen, eine starke Einschraenkung, in einem Land wo viele Leute noch vom Jagen leben. Aber immerhin ist es nicht mehr so, dass die Oppositionellen umgebracht werden, so wie das bei der Herrschaft des ehemaligen Praesidenten Macias der Fall war (Obiang - der jetzige Praesident - ist erst der zweite Praesident in der kurzen Geschichte des Landes, und geschaetzt, da er immerhin ein unblutiger Diktator ist)

Wahlen waren erst vor einigen Wochen, und wir sehen noch die Propaganda, die gemacht wurde. Das Volk wird regelrecht gekauft. Auf jedem zweiten T-Shirt das man sieht prahlt das Parteilogo, die Leute sind auch ausgestattet mit Partei-Kaeppli, Partei-Uhren, Partei-Taschen, Partei-Faecher etc...
Als wir von Tomas' Koechin (sie ist in der Opposition, und kann deshalb nur bei unabhaengigen Auslaendern Arbeit finden) ein Propaganda T-Shirt der Oppositionspartei CPDS geschenkt bekommen, freuen wir uns mega, nur leider koennen wir es hier kaum tragen, ohne mit Problemen rechnen zu muessen...

Mit Tomas und auch mit den Kolumbianern die wir hier kennenlernen verstehen wir uns super. Wir geniessen die Zeit hier total, am Strand, mit dem Einbaumkanu auf Dschungelfluessen, mit den Holzfaellern im Wald, in der Strandbar mit Afro, Latino, Reggaeton-Musik. Ein witziges Detail: Hier tragen die Leute alles auf dem Kopf, sogar die Bierdose beim Tanzen!!!
Unbeschreiblich der Ausflug zum Nachtbaden am Strand bei sternenklarem Himmel, Vollmond und am Horizont das rote Feuer der Oelplattformen...

In Mbini treffen wir auch die spanischen Nonnen Cuque, Carmen, Silvia und Beatriz. Die Hermanas fuehren hier eine Schule und Maedcheninternat. Ihr Einsatz fuer die Menschen hier ist unbezahlbar. Mit ihnen verbringen wir auch einen weiteren Tag am Strand zusammen mit dem Kindern aus dem Internat, welche erst scheu, dann immer anhaenglicher werden.

Natuerlich haben wir zuvor auch brav die Messe besucht. :) Alle haben sich fein herausgeputzt und kommen in farbenfrohen Kleidern. Die Predigt ueber die heilige Dreifaltigkeit ist erst langweilig, bis der Pfarrer nach 5 Minuten Spanisch auf Fang wechselt. Jetzt muss es spannend sein, denn die Leute muessen immer mal wieder lachen. Das einzige, was wir zwischendurch mal verstehen ist 'santisima trinidad' und 'espiritu santo' fuer das es in ihrer Sprache kein Wort zu geben scheint.
7 Saengerinnen erfuellen mit ihren kraeftigen Stimmen den Raum, begleitet vom Trommeln der Bongos. ...und obwohl wir zwar irgendwo in Mitten von Afrika gelandet sind, klingelt auch hier waehrend der Messe irgendwo ein Natel...

Wir reisen weiter nach Niefang, zum Nationalpark Monte Allen, wo es noch Waldelefanten und Berggorillas geben soll. Wir hoffen, auf einem mehrtaegigen Dschungeltrekking etwas von der Tierwelt hier zu sehen. Seit ein paar Jahren gibt es hier ein Tourismusprojekt, doch die Touristen sind ausgeblieben, das Hotel ist nicht mehr in Betrieb und die Wege und Infrastruktur im Dschungel (einfache Unterkuenfte im Wald) sind im schlechten Zustand. Ausgeruestet mit unserem Zelt, Essen fuer 3 Tage, Kocher und einem lokalen Guide stuerzen wir uns also ins Abenteuer.

Das Ziel unserer Expedition: der Lago Atoc, inmitten des Nationalparks, 25 Kilometer vom Dorf entfernt. Der Marsch ist hart, die Wege schlecht, vielerorts waere an ein Durchkommen ohne Machete kaum zu denken. Versuchen wir den ersten Fluss noch trocken zu ueberqueren, ist es uns bald egal, bis zu den Knien durchs Wasser zu waten, oder uns durch knoecheltiefen Sumpf zu bewegen.

Leider erreichen wir den See nicht am ersten Tag. Wir sind zu untrainiert und mit dem ganzen Gepaeck stossen wir bald an unsere Grenzen. Nach 9 Stunden Trekking campieren wir inmitten des Dschungels an einem Fluss. Wir waschen uns noch schnell im kalten Wasser bevor es eindunkelt. Wir sind zwar kaputt aber geniessen den Moment total. Wir sind umgeben von gruen, bald wird alles schwarz, es zirrpt, surrt, summt, quakt, zischt und quietscht in den verschiedensten Toenen. Mal sind es Affen, mal die Voegel, so genau wissen wir es nicht...

Am naechsten morgen geht es frueh los. Wir erreichen den Lago Atoc nach 2 weiteren Stunden, dieses mal immerhin ohne Gepaeck, da wir es zurueckgelassen haben. Nach all den Strapazen werden wir heute zum Glueck belohnt, in den Baeumen sehen wir herumturnende Affen, unseren Weg kreuzt eine Schlange und beim See werden wir von einer Sitatunga (Wasser-Antilope) erwartet, die genuesslich irgendwelche Blaetter frisst.
In der Trockenzeit sammeln sich hier jeweils mehr Tiere, auch Bueffel und die Elefanten. Jetzt in der Regenzeit gibt es ueberall viel Wasser, und so sehen wir von letzteren auch nur die Spuren, grosse Loecher im Waldboden, auch die Gorillas hinterlassen Spuren in Form von Essensresten, die Tiere selber sehen wir leider nicht. Dazu braeuchte man wohl viel mehr Zeit und Geduld.

Auf dem Rueckweg werden wir von zwei Maennern eingeholt. Sie haben gerade ein Stachelschwein gefangen, welches noch lebendig im Reissack zappelt, welchen sie auf den Schultern tragen und welches sie uns stolz praesentieren. Solange im Nationalpark noch gejagt wird, wird es wohl immer schwierig sein, die Tiere die hier leben sehen zu koennen...

Auch die zweite Nacht verbringen wir diesesmal an einem anderen Fluss inmitten des Regenwaldes. Auf dem Rueckweg vom Fluss zum Zelt stellt sich uns eine kleine Schlange bedrohlich in den Weg. Es ist schon dunkel und sie bewegt sich auf uns zu, denn sie scheint dem Licht unserer Taschenlampen zu folgen. Zum Glueck kommt jetzt auch unser Guide an den Fluss, er hat mehr Angst als wir selber, denn er weiss die Schlange ist giftig. Pech fuer die Schlange, denn dies ist ihr Todesurteil, schnell wird sie von seiner Machete gekoepft. Wir haben Mitleid mit dem Tier...

Der dritte Tag fuehrt uns zurueck nach Monte Allen. Wie es sich fuer Regenwald gehoert erfahren wir heute auch noch, was so ein richtig tropischer Regenfall ist. Leider fallen wir am Schluss auch noch einer regelrechten Attacke von Ameisen zum Opfer, die sich unseren Beinen entlang nach oben bewegen. Die Viecher sind gross und beissen sich regelrecht fest... Autsch!
Wir sehen vielleicht aus als wir zurueck kommen: dreckig, stinkig, nass, von Insektenstichen uebersaet, kleine Schrammen an den Beinen, blaue Flecken... Kurz gefasst: wir sind fast gestorben, aber es war so geil! :)

Erleichtert fahren wir zurueck mit einem Bus (!) in die Zivilisation. Im Kassetten-Player werden religioese Lieder gespielt, wer das Lied kennt und gerade Lust hat singt mit...Es ist eng im Bus aber total friedlich...

Wir kommen zurueck nach Mbini um tags darauf weiter nach Sueden zu reisen. Unser Ziel: Cogo, um von hier auf die Insel Corisco zu reisen. Tomas kommt auch gleich mit nach Cogo, denn hier gibt es Abends ein Treffen mit dem Team von der Cooperacion Espanola vor Ort, der Chefin die aus Spanien angereist ist, dem Spanischen Konsul und seinen Leuten...

Fuer das Abendessen wird aufgetischt wie fuer Koenige: Fisch, Krokodil, Stachelschwein... Alles ganz lecker und viel zu viel... Danach noch etwas Party in den lokalen Bars, und wir werden spontan noch eingeladen zum Fest des Buergermeisters, der hier gerade seine Wiederwahl feiert... Nochmals viel zu viel essen...

Wieder mal unglaublich dieser Gegensatz... Zum Mittagessen war das einzige, was wir finden konnten ein paar kleine fritierte Fische (oder wahlweise an Pepesup - Pepper Soup), bestehend aus Haut und Graeten, kaum ohne Fleisch daran... Im anderen Restaurant gab es gleich gar nichts mehr zu essen... und auf dem Markt gibt es nicht mal Bananen...

Am naechsten Tag wollen wir ein Boot nach Corisco organisieren. Kein leichtes Unterfangen. Auf der Insel wohnt ein anderer Volksstamm als auf dem Festland, und so hat eigentlich niemand Interesse raus zu fahren, oder man verlangt einfach gleich einen horrenden wirklich verhaeltnislosen Preis. Der Besitzer des einzigen Hotels auf der Insel ist gerade beschaeftigt (Fest wegen der Wiederwahl) und will nicht fahren. Als wir endlich jemanden finden, der uns zu einem akzeptablen Preis fahren will, freuen wir uns leider zu frueh. Denn als wir zum abgemachten Zeitpunkt beim abgemachten Ort erscheinen, will niemand mehr etwas von unserer Abmachung wissen, der Preis ist wieder in die Hoehe gestiegen, wir werden sauer, und blasen den Ausflug auf Corisco kurzerhand ab. Zum ersten Mal hier wurden wir von den Leuten wirklich enttaeuscht... Aber auch das gehoert zum Reisen wohl halt dazu und wir wollten das Land ja auch kennenlernen...

Im Nachhinein ist es auch gut dass wir nicht gefahren sind, denn Rahel wird krank. Jedes Fieber gilt hier prinzipiell mal als Malaria, bis nicht das Gegenteil bewiesen ist, und so muessen wir im Spital zur Gota Gruesa antraben, dem Malariatest. Zum Glueck negativ, aber trotzdem krank...

Jetzt sind wir zurueck in Malabo. Nach einem nochmals abenteuerlichen Flug mit Getra. Das Boarding in Bata war der Hammer... Es werden gleich alle Passagiere fuer beide Fluege (Getra & Ceiba) in den gleichen Bus gestopff. Beim Ceiba Flieger heisst es dann: CEIBA CEIBAAAAA, GETRA PA DENTRO... Wenn jemand in den falschen Flieger gestiegen ist, es haette niemanden gestoert und es haette wohl auch niemand etwas gemerkt...

Ueber Malabo muessen wir ins Holding - der Flughafen ist halt klein, trotzdem komisch... komischer das Flugmanoever unseres Piloten. Je enger die Kreise die wir fliegen zum Warten um so besser, scheint seine Devise zu sein, wieso auch immer, uns wird jedenfalls fast schwindlig, wir fliegen sicher etwa 10 mal im Kreis, unser Flugzeug steht so schraeg, wie ich noch nie ein Flugzeug erlebt habe und wir sinken, und so ist mir eine Weile lang auch wirklich unwohl zu Mute, obwohl ich ja wirklich keine Flugangst habe... ich war jedenfalls noch nie so erleichtert nach der Landung wie jetzt...

Von Science Fiction, Jesus Antonio und Bruchmaschinen (Malabo, Aequatorialguinea)

Lange Zeit waren wir ohne Internet (kein Wunder in einem Land, wo Strom oder fliessend Wasser Luxus sind...) Jetzt dafuer alles was bisher geschah... :)

Der Pico Basile ist der hoechste Punkt von der Bioko Insel, und mit ueber 3000 m auch wirklich hoch!! Oben befinden sich wichtige Antennen fuer Kommunikation (Radio, TV, Telefon), und so muessen ab und zu auch Arbeiten da durchgefuehrt werden. Ein Glueck fuer uns, so koennen wir gleich mit den Arbeitern mitfahren!

Los geht es morgens frueh, doch bis wir Malabo verlassen dauert es eine Weile... Es werden Arbeiter abgeholt, dann wird Essen eingekauft, ein Stopp bei Orange um das Handy-Guthaben zu laden, dann muss noch aufgetankt werden. Aber wir haben ja Zeit.

Erst geht es durch ueppigen Bergregenwald, dann weiter oben wird die Vegetation immer karger und trockener. Wir steigen unterwegs aus, um das letzte Stueck zum Gipfel zu Fuss zu bewaeltigen. Nach wenigen Metern auf der Strasse (die seit Kurzem bis zum Gipfel asphaltiert ist) wird es uns schnell langweilig und wir entscheiden uns fuer den 'Weg' querfeldein durch das Gebuesch, und so kaempfen wir uns dem Kraterrand (der Berg ist vulkanischen Ursprungs) entlang durch die wilde Vegetation (sog. Zwergwald) nach oben.

Es windet was das Zeug haelt und wir geniessen die Aussicht aufs Wolkenmeer.

Wer in Malabo lebt, kommt selten auf den Pico. Hier ist freier Personenverkehr ein Fremdwort, fuer Besuche abseits der wichtigsten Routen zwischen den Staedten muss eine Bewilligung eingeholt werden. Insbesondere natuerlich, wenn man Orte besuchen will, die strategisch / militaerisch wichtig sind, wie Fernsehen / Radio etc. (oben sind tatsaechlich auch immer ein paar Soldaten stationiert)
Mit unserem Super-Permiso haben wir das Privileg uns im ganzen Land frei zu bewegen. Als wir dann aber sogar von den Arbeitern eingeladen werden, die Anlagen zu besichtigen, sind wir doch etwas erstaunt. Wo bleibt da die miliaerische Sicherheit? :)

Wir haben das Gefuehl, in einem alten Science Fiction Film gelandet zu sein. Es piepst und blinkt ueberall. Spaeter sitzen wir im Aufenthaltsraum der Soldaten, wo im Fernsehen gerade der Praesident spricht, und die Inbetriebnahme eines neuen (alten...) Flugzeuges fuer eine der nationalen Airlines (Ceiba) feiert. Das Bild ist schlecht und verrauscht, aber wir befinden uns ja auch nur an der Quelle von Radio & Fernsehen... *g*

Die naechsten paar Tage sind leider nicht so abenteuerlich, denn wir haben Bekanntschaft mit Jesus Antonio gemacht. So taufen wir das kleine fiese Bakterium, welches uns die naechsten Tage flachlegt. Das kommt davon, wenn man so exotische Sachen, wie selbergekochte Pasta isst!
Wir sind jedenfalls froh um das Antibiotika, welches wir aus der Schweiz mitgenommen haben...

Erholt reisen wir ein paar Tage spaeter weiter aufs Festland. Im Reisefuehrer haben wir gelesen, dass man entweder mit einem Bruchschiff reisen kann ('Zit: wenn ihr so reisen muesst, investiert in eine Schwimmweste') oder mit einem Bruchflugzeug (Zit: 'es werden haeufig mehr Tickets verkauft, als Plaetze im Flugzeug. Es ist daher zu empfehlen, beim Boarding zu rennen, um nicht auf dem Boden sitzen zu muessen.') Tja, eine tolle Wahl! Wir entscheiden uns auf Empfehlung des Tourismusdirektors fuer die Gesellschaft GETRA (wie alle anderen nationalen Airlines zwar auf der schwarzen Liste, aber es soll noch die beste von allen sein....)

Bald sitzen wir also in der Fokker 28-4000. Rennen mussten wir nicht, es gibt noch freie Plaetze! Erstaunlicherweise gibt es sogar wie richtig ein Safety-Briefing vor dem Take off. Statt einer adretten Flight-Attendant praesentiert von einem aelteren, dicken Mann, der gelangweilt demonstriert, wie denn die Sicherheitsgurte funktionieren, die Sauerstoffmasken (wenn sie denn auch funktionieren, was ich bei dieser alten Maschine bezweifle...), oder die Schwimmweste, auf welcher in grossen Lettern 'Property of SAS' zu lesen ist.... *g*

...die Schwimmweste also von der Scandinavian Airlines... ueberhaupt ein komisches Misch-Masch... Wir haben ein Ticket von GETRA, auf den Sichherheitskarten steht EGAMS drauf und auf der Maschine selber das Logo von GENERAL WORK... Das soll mal jemand verstehen...

Zwischen Malabo und Bata, der wichtigsten Stadt auf dem Festland, haben wir eine herrliche Aussicht zu unserer rechten auf den Pico Basile, und zur linken auf den Mount Cameroon.
Der Anflug dann auf Bata, es ist alles gruen, in den verschiedensten Toenen, bis zum Horizont, Dschungel soweit das Auge reicht.... Wir landen im gruenen Herz von Afrika!

Dienstag, 13. Mai 2008

Touristen in Malabo!? (Malabo, Aequatorialguinea)

Flughafen Madrid.
(Fast) Als einzige Weisse sitzen wir am Gate 28. Ob die wohl das Gate verwechselt haben?, fragen sich wohl viele... Das einzige andere weisse Gesicht weit und breit gehoert einem aelteren Mann, dessen TShirt ihn als stolzen Shell-Mitarbeiter kennzeichnet.
Fuer Kopfschuetteln haben wir ja schon in der Schweiz gesorgt, und es sollte auch nicht das letzte mal sein...

23.50 Uhr, Malabo
Die Hitze schlaegt uns ins Gesicht beim Verlassen des Fliegers. Es riecht nach Schweiss und feuchter Erde. Es ist eng, ein riesen Durcheinander. Wir folgen der Masse. Als erstes Passkontrolle: Wo wohnt ihr? (wir wissen es noch nicht, aber im Reisefuehrer aus dem Internet haben wir etwas von einem Hostal Morenita gelesen, welches wir erfolgreich als Referenz angeben. Danach erkaempfen wir unseren Platz am Gepaeckrueckgabeband, es folgt die Schlange fuer die Gepaeckrevision, und obwohl hier die Leute nie in Eile zu sein scheinen, wird gedraengelt was das Zeug haelt. Hier treffen wir auf BIENVENIDO. Willkommen. Ein passender Name!! Er anerbietet sich, uns gleich in die Stadt zu fahren. Ein hilfsbereiteres Volk als Equatorialguineaner scheint es kaum zu geben.

Die ersten paar Tage muessen wir in Malabo verbringen. Es ist erst Samstag, und obwohl sich unser Freund Gabino Molongua vom Tourismusministerium extra Zeit genommen hat uns zu treffen, kann die Erlaubnis im Land zu reisen, erst am Montag ausgestellt werden.
JA, ihr habt richtig gelesen. Nach dem ganzen Marathon um ein Visum zu bekommen (dieses erlaubt erst die Einreise), brauchen wir jetzt bereits schon ein weiteres Dokument um uns ueberhaupt im Land bewegen zu duerfen, und Fotos zu schiessen. (!!!!!)

MUESSEN wir in Malabo verbringen... ??? Obwohl die Stadt nicht sonderlich schoen ist, heruntergekommen und schmutzig, wird hier alles was wir uns vornehmen zum Abenteuer. Wenn wir nach dem Weg fragen, heisst es: nehmt ein Taxi! Etwa jede zweite Frage ist, ob wir Spanierinnen sind, jede dritte, wo wir hier arbeiten.
Wir lernen bald: Malabo hat noch kaum Touristen gesehen (das war ja nichts neues). Auslaender gibt es noch andere, jedoch arbeiten diese: im Oelbusiness, auf dem Bau, auf der Bank, auf der Botschaft...
Ein einfacher Bummel durch die Stadt ist spannend, ueberall gibt es neues zu entdecken, ein verregneter Sonntag im Cafe versetzt uns zurueck in die Kolonialzeit und fuehrt uns zu unserem neuen Freund Ali, welchen wir gleich von Couchsurfing begeistern koennen, bei dem wir jetzt wohnen, wo wir Internet benutzen koennen, ein klimatisiertes Zimmer haben, leckeres libanesisches Essen (da kommt er naemlich her) und verwoehnt werden! Wir sind halt nun mal einfach Glueckspilze!!!

Montags-Mission: Tourismus-Bewilligung
Ein erster Gang zum Ministerium, das Treffen mit Molongua, der uns stolz seine neusten Plaene zum Eroeffnen einer Bungy-Jumping Anlage praesentiert, da ja Touristen angeblich auf so was stehen... Wir hinterlassen die bescheidene Summe von 60000 CFA (ca. 90 Euro - dafuer wohlgemerkt fuer die ganze 'Gruppe' und fuer das gesamte nationale Territorium), unsere Passfotos, Passkopien und werden entlassen. Der Permiso kann nicht sofort ausgestellt werden: kein Strom fuer die Computers, keine Gebuehrenmarken.

Also werden wir in der Zwischenzeit zu Baldiri geschickt, ein Spanier, der wie wir spaeter herausfinden schon 28 Jahre hier wohnt, und uns anscheinend bessere Auskunft ueber das Land geben kann, als der Tourismusminister... Die Zeit nutzen wir auch gleich um das fuer uns wohl letzte Papierticket (handgeschrieben, wohlgemerkt) nach Bata zu ergattern. (fuer die Nicht-Reisebueroeler unter Euch: IATA Ziel -keine Papiertickets mehr ab 1 Juni dieses Jahres)

Zweiter Gang zum Ministerium: der Permiso liegt bereit , ebenso zwei Kopien (auf jeder davon ist mindestens ein Name jedesmal anders falsch geschrieben), die wir selber je 1x zum Innenministerium und 1x zum Polizei-Hauptrevier bringen muessen. Auf unsere Frage, wo das ist bekommen wir ein verdutztes: kennt ihr das etwa nicht? zu hoeren. Naja, komisch, wir sind ja Touristen und soeben erst angekommen, da sollte man das ja schon kennen!! Also die naechste Antwort (wie koennte es anders sein): nehmt ein Taxi (NB: die Stadt ist wirklich klein und alles gut zu Fuss erreichbar)

Innenministerium: ein leichtes Unterfangen. Wir deponieren den Foetzel bei einem der vielen Angestellten, die gerade gelangweilt in einem chaotischen Buero herumhaengen. Wir muessen auch nur kurz warten, bis sich jemand opfert, die schweisstreibende Arbeit aus dem Fenster zu schauen zu unterbrechen um unser Papier entgegen zu nehmen.

Polizei-Hauptquartier: Wir wissen erst nicht recht, ob wir am richtigen Ort gelandet sind, oder doch eher in einem Asylantenheim, oder in einer Recycling-Anlage fuer Papier, das sich hier meterweise in den Ecken stapelt. Sehr sinnvoll, unser Papier hier abzugeben ist es wohl nicht, es verschwindet bestimmt schnell auf Nimmerwiedersehen in diesen Massen.
Waehrend wir also warten (diesmal dauert es etwas laenger, aber im Urlaub, oder viel mehr in Afrika existiert kein Stress), beobachten wir (oder sie uns?) ein paar Haeftlinge die hinter Gitter Muesli mit Milch essen und die bald mit Pfiffen und Augenzwinkern mit uns zu flirten versuchen...

Jetzt da wir offiziell reisen duerfen, nutzen wir das natuerlich gleich aus, fahren nach Arena Blanca, dem angeblich schoensten Strand der Insel. Im Lotter-Sammeltaxi werden wir bis zum Strand gefahren (obwohl diese Linie eigentlich nicht soweit faehrt, aber man kann ja mal eine Ausnahme fuer einen kleinen Aufpreis machen)
Wir gelangen also zum menschenleeren Strand, nur ein paar Fischer sind hier. Wir geniessen den Strand (obwohl leider etwas verschmutzt) und das Meer, obwohl wir noch nicht wissen, wie wir wieder zurueck nach Malabo kommen, ohne Geld und ohne Auto. (ja, ihr koennt sagen wir sind naiv, wir sagen, es kommt immer alles gut)

Als wir ein paar Weisse (!!!) entdecken, die nach uns angekommen sind, kommen wir schnell ins Gespraech, und werden gleich einmal zum Gelaechter des Tages: Ferien in Malabo! Sowas gibt es nicht. Ob wir Bekannte hier haben? Verwandte? Alles verneint... Niemand der Gruppe Franzosen kann es fassen...

Fuer uns hat sich das Problem nach Malabo zurueck zu kommen geloest! Ich sagte doch, es kommt immer alles wie es kommen muss!!

Weitere Abenteuer werden folgen...