Donnerstag, 29. Januar 2009

Geistergeschichten (Tupiza, Bolivien)

Im kleinen Nest San Antonio de Lipez war seit dem 16. Jahrhundert nach Gold und Silber gesucht worden. Und so klein war die Ortschaft zur Bluetezeit eigentlich gar nicht, so lebten hier rund 5000 Menschen, die so reich waren, dass sie Geld nicht abzaehlten, sondern jeweils in Hueten massen. Zu verdanken hatten sie ihren Reichtum dem “Tio”, dem Teufel, der ihnen gut gewillt Glueck in den Minen bescherte. Und der Teufel hatte hier alles und alle unter Kontrolle: Er begann, eine schoene Kirche bauen zu lassen, und daneben, mitten im Dorf, den Friedhof, damit er sich den toten Seelen annehmen konnte. Das Dorfleben ging gemuetlich weiter, bis eines Tages Besuch kam.

“Der Pfarrer ist ein Teufel”, meinte der kleine Junge, der soeben aus Tupiza angekommen die Messe besucht hatte, “ich habe seinen langen Schwanz klar gesehen!” Erschrocken nahmen die Bewohner des Ortes diese beunruhigende Neuigkeit zur Kenntnis. Was sollte man da machen? Ein Rosenkranz war die Loesung, mit dem man den Teufel auf dem Gipfel eines Huegels ausserhalb des Dorfes ankettete und begrab.

Doch seit diesem Tag blieb San Antonio verflucht. Die Bewohner wurden über Nacht blind, verschwanden und einer nach dem anderen ist einfach so verstorben. Ruhig schlafen konnte keiner mehr, man hoerte Geraeusche die es nicht gab und die Angst war allgegenwaertig. Um den Teufel zu beruhigen wurden die Verstorbenen erst noch direkt vor seiner Kirche vergraben, doch alles half nichts…

San Antonio wurde aufgegeben, niemand wollte hier bleiben, aus Angst, bald selber zu sterben. Die Menschen gruendeten 20 KM entfernt eine neue Ortschaft, wo sie bis heute ruhig leben koennen. Noch heute wird bei der Ruinenstadt nach Edelmetallen gesucht, aber übernachten tut dort niemand. Nur ein Mann ist bis vor 5 Jahren hier geblieben, sein Haus an dem Strohdach klar zu erkennen. Er erzaehlt, dass er nur mit der Bibel in den Haenden ruhig schlafen konnte…

Ein Versuch in den 70ern, die Stadt wieder zu beleben, ist gescheitert, die Ruinen der neu erbauten Kirche zeugen davon. Und wer sich hier alleine nachts hingetraut kann sie immer noch hoeren: die Stimmen, den Gesang, das Galloppieren der nicht vorhandenen Pferde…