Im Santuario del Socavón in Oruro fuehrt direkt neben dem Marienaltar bei dem ein dutzend weisse Kerzen brennen, eine Treppe nach unten. Doch nicht eine Krypta wartet unten. Die lange, steile Treppe fuehrt direkt in einen alten Bergwerksstollen. Man kann den Schweiss der Minenarbeiter die hier mal geschuftet haben mit etwas Vorstellungskraft sogar noch riechen, im duesteren, feuchten Stollen.
Und da befindet sich also direkt unter der ehrwuerdigen Kirche eine rote, gehoernte Teufelsfigur, geschmueckt von Zigarren, Bierdosen und Cocablaettern...
Doch wie kommt die Kirche auf den Stollen?
Zu verdanken ist die Kirche Chiru-Chiru, einem Tagedieb, der am Fuss des Silberberges wohnte und es immer wieder geschafft haben soll, Reiche zu bestehlen, um den Armen zu geben. Eine Art Bolivianischer Robin Hood also. Als er eines Nachts einen Minenarbeiter ausrauben wollte, wurde Chiru-Chiru toedlich verletzt. Die Jungfrau von Candelaria, die Chiru-Chiru immer verehrt hatte, erwies dem reuigen Sterbenden aber ihre Gnade, und als die Orureños tags darauf seinen toten Koerper entdeckten, fanden sie auch ein Bildnis der Jungfrau. Die Mine, die sich dort befand, wurde von nun an der "Socavón de la Virgen", der "Unterirdische Gang der Heiligen Jungfrau" genannt. So entstand der Glaube an die Jungfrau von Socavón, zu deren Ehren an diesem Ort eine Wallfahrtskirche entstand.
Und wie kommt der Teufel in den Stollen?
Mit der gewaltsamen Christianisierung der Indígenas in der Kolonialzeit begann auch die Vermischung der beiden Glauben. Und so lebte der Berggott der Inkas, Huari, unter dem Deckmantel des Teufels weiter. "Tío" -Onkel-, wird dieser Teufel hierzulande genannt. Angeblich eine Aenderung des Wortes "Dios" - Gott -, das die Ureinwohner nicht richtig aussprechen konnten. Fuer die Spanier ein Teufel, fuer sie immer noch ein Gott... Und so herrscht Huari - der Onkel, der Teufel, der Gott - ueber die Unterwelt und waltet somit ueber Glueck und Unglueck der Minenarbeiter.
Das groesste Fest zu Ehren der Jungfrau von Socavón findet hier jeweils zu Karneval statt. Als Teufel verkleidet tanzen dann die Taenzer zur Musik der "Diablada" (Teufelstanz) durch die Strassen von Oruro.
Mal schauen, ob ich es dann nach Oruro zurueck schaffen werde...
Freitag, 19. Dezember 2008
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