Mittlerweile scheint auch in Chiapas wieder die Sonne und wir sind endlich nach San Cristobal weitergereist. Die Schaeden von den Unwettern sind hier in Chiapas echt krass - aber auch wir haben - wie ihr zuhause - die Bilder nur am TV gesehen. Betroffen sind vor allem wieder einmal die Aermsten in den kleinen Doerfern bei der Grenze zu Guatemala... Deshalb haben wir heute morgen auch erst einmal ein paar uns ueberfluessig gewordene T-Shirts zur Spende abgegeben. Es war nicht viel, aber das mindeste was wir machen koennen um zu helfen...
Hier bekommen wir in Mexiko wohl schon einen ersten Eindruck, wie es in Guatemala sein wird. Die Bevoelkerung ist mehrheitlich Indianischem Ursprungs - ein kleiner Teil der Bevoelkerung spricht hier kein Spanisch, sondern beherrscht "nur" ihre Indianersprache. Leider ist Chiapas deshalb auch einer der aermsten Staaten des Landes. Waehrend in Mexiko die Analphabetenrate etwa bei 9% liegt, sind es hier gleich ca. 24%...
Auf dem Markt werden bunte Tuecher und bestickte Shirst verkauft. Hier bekommt man sein Rueckgeld haeufig - wenn kein Cash vorhanden ist - in Form von geknuepften "Freundschaftsbaendchen".
Wir haben manchmal echt das Gefuehl, hier schon in einem anderen Land zu sein. Am staerksten war der "Kulturschock" in San Juan Chamula:
Szene in der Kirche von San Juan Chamula, Chiapas (Mex):
Es riecht nach Kiefern-Nadeln, Kerzenwachs und Rauch. Eine Spieldose spielt englische "Christmas Carols" ("On the first day of Christmas my true love gave to me..." / "We wish you a merry Christmas and a happy new year") Die Heiligenbilder an den Waenden sind mit Spiegeln behaengt - leider haben wir nicht herausgefunden, wozu die Spiegel dienen. Der ganze Boden der Kirche ist mit Kiefernnadeln bedeckt. Darauf hocken und knien in kleinen Gruppen Tzoltzil-Indigenas, Nachkommen der Mayas, vor duzenden duennen Kerzen. Viele Frauen sind traditionell gekleidet - schoene, bunte Blusen sowie ein Rock aus Wolle. Einige von ihnen singen oder beten. Doch die Kirche ist nicht nur ein heiliges, sondern auch ein therapeutisches Zentrum. Die Tzoltzil widmen sich hier auch Ritualen und Reinigungszeremonien, um Krankheiten zu heilen oder vorzubeugen, oder um den boesen Blick von sich abzuwenden. Dazu brauchen die Heiler unter anderem die Kerzen, doch zudem sieht man auch Eier, Blumen, Weihrauch, Wasser, lebendige Huehner, sowie "Refrescos" (Coca Cola, Fanta etc), die den traditionellen "Posh" - Zuckerrohrschnaps - ersetzen, da die Refrescos einfacher zu erhalten sind. All dies dient dazu, boese Geister und boese Winde zu vertreiben, um den Patienten zu reinigen. Je nach Krankheit braucht man Kerzen in einer anderen Farbe. Viele Kerzen stehen auch noch brennend im Raum, wenn die Menschen schon wieder gegangen sind. Sie muessen runterbrennen, denn sie sind die Nahrung fuer Gott.
Als Tourist mussten wir Eintritt bezahlen um diese eindruecklichen Szenen in der Kirche miterleben zu koennen. Wir kamen uns beim Besuch sehr komisch vor, es hatte was von "Zoo" - die Touristen kommen, um die "Ureinwohner" zu sehen - deshalb haben wir die Kirche auch relativ schnell wieder verlassen, obwohl man sich darin echt stundenlang fasziniert und sprachlos umsehen koennte. Trotzdem tragen die Touristen wohl auch dazu bei, diese Menschen in ihrer Identitaet zu staerken....??¡¡??
So, das wars mal wieder fuer den Moment. Morgen fahren wir weiter nach Palenque.
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