Dienstag, 19. August 2008

Wuestenzauber (Santa Cruz, Bolivien)

Streifzug durchs Zentrum von Santa Cruz. Die Stadt ist zwar nicht sonderlich schoen, dafuer um so interessanter. Da sind die Strassenverkaufer von Kunsthandwerk, die auf Wunsch auch gleich das Loch fuer das Nasen- oder Bauchnabelpiercing stechen, da sind die mit traurigen Augen bettelnden Kinder, die einem die Haende entgegen strecken und mein Herz zerreissen, da sind die Artisten, die auf der Strassenkreuzung jonglieren und versuchen, so den wartenden Motoristen ein paar Bolivianos zu entlocken. Und da sind die Opositionellen auf dem Hauptplatz vor der Kirche, die schon tagelang im Hungerstreik gegen die Regierung protestieren. In grossen Zelten liegen die Demonstranten auf Matratzen, spaeter sprechen die Anfuehrer ueber Lautsprecher zu den Leuten: "Wir wollen eine Regierung fuer alle. Sie stecken ihre schmutzigen Haende in unsere Taschen." Der verhaeltnismaessig reichen Tieflandregion passt Evos Sozialismus natuerlich ganz und gar nicht... Etwas spaeter wird der Hungerstreik nach 12 Tagen aufgeloest, und die Matratzen werden weggetragen.

Tags darauf habe ich mir in den Kopf gesetzt, die Lomas de Arena, etwa 15km suedlich von Santa Cruz, zu besuchen. Im Bus fahre ich zum Parkeingang. Von hier sind es noch 4 1/2 km zu Fuss und ich marschiere los. Die Sonne brennt unerbitterlich runter, meine kleine Wasserflasche ist bald leer, und so frage ich ein Maedchen, dem ich unterwegs begegne, ob man denn hier irgendwo Wasser kaufen kann. "Hier schenkt man es Dir", bekomme ich zur Antwort, und werde in den Hinterhof ihres Hauses gebeten. Am Tisch sitzen die kleinen Geschwister beim Mittagessen, es gibt Reis mit Linsen, dazu Wasser. Auch ich bekomme ein Glas - herrlich erfrischend kalt! Die Kinder sind schuechtern, sprechen nur ab und zu leise untereinander. Auf Fragen bekommt man eine kurze und knappe Antwort. Dafuer bekomme ich fuer den weiteren Weg eine grosse 2 Liter Petflasche voller Wasser geschenkt!

Die Landschaft wird immer noch wuestenartiger, da sind Kakteen und stacheliges Bueschelgras, bald tauchen in der Ferne die ersten Duenen auf. Ab und zu kreist ein Falke ueber meinem Kopf.

Auf den Duenen blaest ein starker Wind. Die vorbeifliegenden Sandkoerner tun fast ein bisschen weh auf der Haut. Vor mir breitet sich Sand aus, bis zum Horizont. Die Landschaft ist total surreal, denn in den Duenentaelern gibt es klare Lagunen, das Wasser bringt Leben und so blueht es hier auch gruen. Doch der Sand ueberwaelzt erbarmungslos die Vegetation und wandert weiter Richtung Sueden.

Hier ist eine Gruppe Jugendlicher, aus dem Autoradio droehnt laute Bachata und Reggaeton Musik. Ich bin am Strand der Cruceños gelandet.


Santa Cruz 2

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