Montag, 28. November 2005

Espíritu Maya (Monterrico, Guatemala)

Hier in Guatemala ist wirklich alles anders! Schon eine "normale" Busfahrt kann hier zum Abenteuer werden. Es gibt hier z.B. die sogenannten Colectivos, eine Art Sammeltaxis. Dies sind meist rel. moderne Minibusse fuer 12 Pax, aber meistens fahren darin etwa 20 Personen mit. Immer faehrt auch ein Begleiter mit, der laut die Destination des Colectivos ausruft. Dies, obwohl meistens das Ziel des Colectivos aussen angeschrieben ist. Dies spiegelt wohl die hohe Analphabetenquote des Landes wieder. Da wie gesagt das Colectivo mit 20 Pax vollgequetscht ist, hat der Busbegleiter meist keinen Platz mehr. Die Schiebetuer bleibt auf und der "Schreier" haengt sich mehr oder weniger aussen an das Colectivo um noch mehr Fahrgaeste anzulocken. Dann gibt es die sogenannten Chickenbusses, unsere bevorzugte Art zu reisen. Chickenbusses sind meist alte Schulbusse, und mit alt meine ich alt. Man sieht die verruecktesten Dinge: Unten kommen die Kabel raus, die Tueren sind mit Strick zugebunden, Windschutzscheiben mit Klebestreifen geflickt, Sitzbaenke werden mit Schnur zusammengehalten... In den Chickenbusses kommt man sich wirklich wie ein Huehnchen in einem Huehnertransport vor... Auf Zweier-Sitzbaenke quetschen sich drei, und wenn es dann wirklich voll ist, werden noch Raeder reingekarrt und der Busbegleiter schreit noch immer laut die Destination des Busses aus, damit noch mehr Leute mitfahren. Manchmal werden im Chickenbus aber auch richtige Huehner transportiert. Dies kommt vor, wenn die Leute nach dem Markt mit den neu erstandenen Tierchen nach Hause fahren. Aber im Bus gackern nicht nur die Huehner vom Markt. Immer wieder steigen Verkaufer ein, die laut durcheinander ihre Waren anpreisen, was wirklich ab und zu aehnlich toent wie das Gackern der Huehner.Dabei werden wirklich die ineressantesten Sachen angeboten: von Esswaren und Suessigkeiten ueber die dubiosesten Wunderheil-Puelverchen gibt es fast nichts, was man nicht in einem Bus angeboten kriegt. Zudem hoert man immer wieder die abenteuerlichsten Lebensgeschichten: "Entschuldigen Sie die Stoerung... Frueher habe ich Drogen genommen und mich mit Pistole und Machete mit meiner Gang durchs Leben gekaemfpft und am Leben erhalten, doch dies will ich nicht mehr. Ich hatte nie einen Vater und es war meine einzige Moeglichkeit. Ihr hattet alle einen Vater, aber ich nicht. Aber jetzt bin auch ich ein ehrlicher Mensch. Dies ist jetzt meine Arbeit. Bitte kaufen Sie mir den leckeren Lutscher fuer nur einen Quetzal." Auch wenn nur die Haelfte davon wahr ist, von dem was man zu hoeren kriegt, gibt einem das viel zu denken. Das Leben in Guatemala ist fuer den Grossteil der Bevoelkerung wirklich hart. Viele versuchen deshalb auch irgendwie weg zu kommen. "Wisst ihr, welches die zweitgroesste Stadt Guatemalas ist? San Francisco!" Ja, nach Guatemala City leben anscheinend wirklich in San Francisco, Kalifornien die meisten Guatemalteken auf einem Fleck... Dieser "Witz" den uns ein Hospi-Club-Freund erzaehlt hat, erinnert mich auch wieder an das Magazin in Mexiko, welches Tips gegeben hat, wie man am besten illegal in die USA einreisen kann. Echt krass... Vor kurzem waren wir auf einem Markt. Bisher hatten wir nur die Maerkte gesehen in Antigua und Chichicastenango wo sehr viele Touristen sind, und dementsprechend auch vor allem Kunsthandwerk und Souvenirs schoen saueberlich geordnet an die Touris verkauft wird. Doch in San Francico El Alto gibt es kaum Touristen. Stattdessen bieten die Verkaufer Grundnahrungsmittel, Gemuese, Kleidung, Stoffe etc an. Viele Verkaufer breiten die Ware einfach vor sich auf dem Boden aus. Daneben kriechen Kleinkinder durch den Staub und Muell am Boden. Die groesseren Kinder helfen mit, schleppen wie ihre Muetter und Vaeter riesiege Saecke voller Ware auf dem Kopf oder Ruecken auf dem Markt herum... Ein Grossteil der Bevoelkerung hier in Guatemala sind Mayas. Und daher lebt die Mayakultur in diesem Land noch stark. Passend also der Werbeslogan "Espiritu Maya" der guatemaltekischen Tourismusorganisation. An verschiedenen Orten werden diverse Goetter angebetet, und uns Aussenstehende bringt das ab und zu auch zum Schmunzeln. In Santiago am Lago Atitlan wird Maximon angebetet. Maximon findet man in einem schoen geschmueckten Raum in dem auch Weihrauch brennt. Er selber ist eine Figur aus Holz, gekleidet in bunte Kleidungsstuecke und in seinem Mund steckt eine dicke Zigarre. Seine liebsten Opfergaben sind Zigaretten und starken Alkohol. Wenn man ein Problem hat, kann man es mit Maximon besprechen. Das ist, wie wenn es ein guter Freund waere, und dazu wird eins getrunken. Laut Guidebook ist Venado Rum sein Lieblingsgetraenk, aber als wir da waren gabs nur Cerveza Gallo... Abwechslungsweise trinkt der Beter ein Glas und danach giesst er ein Glas auf den Boden vor Maximon. Und die Zigarreten? Wohl eine Art Friedenspfeife? Doch Guatemala hat nicht nur kulturell etwas zu bieten.

Vor ein paar Tagen haben wir den Pacaya Vulkan in der Naehe von Antigua bestiegen: Stark blaest der Wind ins Gesicht und wir kommen kaum vorwaerts. Langsam kaempfen wir uns den 30-40 Grad steilen Hang zum Krater hoch. Doch dies ist nicht einfach, durch das Vulkangeroell. Bei jedem Schritt vorwaerts rutscht man wieder zwei runter... Doch oben angekommen wird man belohnt: die Aussicht auf zwei andere Vulkane ist spektakulaer und auch der Pacaya selber beeindruckt. Vor lauter Rauch ist der Krater kaum zu sehen. Der Schwefelgeruch des Rauches raubt einem den Atem noch mehr. Der Abstieg war dann umso schneller. Manchmal waere ich froh gewesen, wenn ich doch noch gelernt haette zu snowboarden oder ski zu fahren, denn es ging wirklich mehr rutschend als gehend nach unten.

Seit gestern sind wir in Monterrico am Pazifik. Monterrico ist beruehmt, da es ein wichtiger Nistplatz fuer drei verschiedene Arten von Meeresschildkroeten ist. Momentan ist gerade Schluepf-Zeit, und so wurden wir einmal mehr Zeugen eines unvergesslichen Momentes. Fuer Touristen wird jeden Samstag von der lokalen Organisation zum Schutz der Meeresschildkroeten ein Baby-Schildkroeten-Rennen veranstaltet. Gegen eine kleine Spende wird man so zum Sponsor einer Schildkroete. Auf LOS werden alle Schildkroetchen bei einer Linie in den Sand gesetzt und rennen in Richtung Meer. Es ist ein extrem schoenes Gefuehl, so ein kleines Wesen in den Haenden zu halten und bei seinem Start ins Leben zu beobachten. Ins Meer haben es alle geschafft, doch nur etwa 3% werden im geschlechtsreifen Alter hierher zurueckkehren... Natuerlich wuenschen wir all den kleinen Tierchen viel Glueck! ("Good Bye Turtle! She did it!", gaell Annia und Csaba!!! ) So, und morgen schauen wir mal, wie es in El Salvador so ist.

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