Dienstag, 10. Juli 2007

Bienvenido al Caribe! (Cartagena, Colombia)

Mein erster Eindruck von der Karibik Kolumbiens war erst einmal getruebt:

Kaum nahe des Zentrums von Cartagena aus dem Stadtbus ausgestiegen, naehert sich mir ein junger Mann. Er versucht mir meinen kleinen Rucksack zu entreissen. Da ich diesen jedoch am grossen angebunden habe und festklammere scheitert sein Versuch. Da ich im Bus eben noch Musik hoeren wollte (die jedoch von der lauten Vallenato Musik im Bus selber uebertont wurde) haengt immer noch mein MP3-Player um meinen Hals, zwischen meinem Bauch und dem kleinen Rucksack. Da er den Rucksack nicht kriegen kann, wird logischerweise der Player zum Ziel des Räubers. Ich versuche mich zu wehren, doch viel zu schnell laeuft er weg mit meinem MP3... Tja, Pech gehabt, denke ich schon... „Por dar papaya!“ – wie man in Kolumbien zu sagen pflegt - selber dumm, den Player nicht im Rucksack zu tragen!

„Hijuepuuuta, Ladrón, Malcriaaado, Policíiiia, Hijuepuuuta...“ schreie ich, waehrend ich versuche dem Typen hinterher zu rennen – wobei ich natuerlich beladen mit grossem und kleinem Rucksack jaemmerlich scheiteren muss... Der Junge verschwindet unter einer Bruecke, ebenfalls meine Hoffnung, den Player je wieder zu sehen... Ich hatte den MP3 also schon abgeschrieben (waere ja nicht das erste Mal, gell Uli!!) und wollte mich auf die Suche nach einem Hostal machen, doch da bin ich schon umringt von einer Horde Zeugen und Passanten. Was passiert sei, wo er hin gerannt sei, was geklaut wurde etc wollen sie wissen. Kurz darauf faehrt ein Pick-Up voller Militaers vorbei, der von einem der Maenner gestoppt wird. Aus dem Laster steigt nun eine Horde Soldaten (sicher 10 – 15 Maenner), diese zuecken ihre Waffen und nachdem ein Zeuge unter die Bruecke zeigt verschwinden sie einer nach dem anderen darunter. Ploetzlich heisst es nun, es wurde mir nicht nur der MP3 geklaut, sondern auch noch die Kamera und mein Pass und ich sei mit einem Messer bedroht worden. Immer wieder muss ich den Militaers und den spaeter dazu gestossenen Polizisten erklaeren, dass es nur ein kleiner MP3 Player war, dass es sich nur um einen Entreissdiebstahl handelt und mich der Mann in keiner Weise bedroht hatte. Es ist echt unglaublich, wie schnell die Leute Geschichten erfinden... Ich finde die Situation ausserst skurril, eine halbe Armee wegen einem MP3-Player!!!

Es dauert keine fuenfzehn Minuten, da pfeifen mich die Polizisten auch schon zu sich, hinter die Bruecke. Da hockt er auf dem Boden im schwarzen T-Shirt, im Dreck, voller Staub und am Kopf stark blutend, der Mann, welcher alles leugnet, von nichts wissen will, jedoch von allen Zeugen klar identifiziert wird (obwohl er eben noch ein blaues T-Shirt getragen hat...)

Die Passanten werden weg geschickt, und zusammen mit zwei Zeugen, zwei Polizisten und dem in Handschellen gelegten Taeter trotte ich in Richtung Stadtpark, wo sich anscheinend die naechste Polizeistation befindet. Der Taeter wird in einer Ecke des Postens angekettet und muss auf dem Boden hocken, waehrend ihn die Beamten beschimpfen... Lange geschieht ausserdem gar nichts, und ich beobachte die Aeffchen, welche in den Baumen des Parks herumturnen.

Ich warte und warte, und weiss eigentlich gar nicht worauf, bis mit einer der Beamten froh erzaehlt, man haette meinen MP3 gefunden. Zehn Minuten spaeter kommt dann auch ein Polizist angefahren und uebergibt mir stolz meinen Player. „Wie die Huehner mussten wir im Sand unter der Bruecke scharren...“ – meint er grinsend. Ich kann es kaum glauben!! Eine halbe Armee und ein paar Polizisten haben meinen Player davor gerettet, auf dem Schwarzmarkt zu landen! :^)

Obwohl es viele nicht verstehen, denen ich den Vorfall erzaehlt habe, aber ich habe den Mann nicht angezeigt. Der knapp 22-jährige lebt unter der Bruecke und klaut wegen seiner Drogensucht. Er ist meiner Meinung nach nicht nur Taeter, sondern auch Opfer seiner Gesellschaft. Die Angst die er unter der Bruecke wohl ausstehen musste, als eine halbe Armee einmarschiert ist Strafe genug... ;^)

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