Dienstag, 13. Mai 2008

Touristen in Malabo!? (Malabo, Aequatorialguinea)

Flughafen Madrid.
(Fast) Als einzige Weisse sitzen wir am Gate 28. Ob die wohl das Gate verwechselt haben?, fragen sich wohl viele... Das einzige andere weisse Gesicht weit und breit gehoert einem aelteren Mann, dessen TShirt ihn als stolzen Shell-Mitarbeiter kennzeichnet.
Fuer Kopfschuetteln haben wir ja schon in der Schweiz gesorgt, und es sollte auch nicht das letzte mal sein...

23.50 Uhr, Malabo
Die Hitze schlaegt uns ins Gesicht beim Verlassen des Fliegers. Es riecht nach Schweiss und feuchter Erde. Es ist eng, ein riesen Durcheinander. Wir folgen der Masse. Als erstes Passkontrolle: Wo wohnt ihr? (wir wissen es noch nicht, aber im Reisefuehrer aus dem Internet haben wir etwas von einem Hostal Morenita gelesen, welches wir erfolgreich als Referenz angeben. Danach erkaempfen wir unseren Platz am Gepaeckrueckgabeband, es folgt die Schlange fuer die Gepaeckrevision, und obwohl hier die Leute nie in Eile zu sein scheinen, wird gedraengelt was das Zeug haelt. Hier treffen wir auf BIENVENIDO. Willkommen. Ein passender Name!! Er anerbietet sich, uns gleich in die Stadt zu fahren. Ein hilfsbereiteres Volk als Equatorialguineaner scheint es kaum zu geben.

Die ersten paar Tage muessen wir in Malabo verbringen. Es ist erst Samstag, und obwohl sich unser Freund Gabino Molongua vom Tourismusministerium extra Zeit genommen hat uns zu treffen, kann die Erlaubnis im Land zu reisen, erst am Montag ausgestellt werden.
JA, ihr habt richtig gelesen. Nach dem ganzen Marathon um ein Visum zu bekommen (dieses erlaubt erst die Einreise), brauchen wir jetzt bereits schon ein weiteres Dokument um uns ueberhaupt im Land bewegen zu duerfen, und Fotos zu schiessen. (!!!!!)

MUESSEN wir in Malabo verbringen... ??? Obwohl die Stadt nicht sonderlich schoen ist, heruntergekommen und schmutzig, wird hier alles was wir uns vornehmen zum Abenteuer. Wenn wir nach dem Weg fragen, heisst es: nehmt ein Taxi! Etwa jede zweite Frage ist, ob wir Spanierinnen sind, jede dritte, wo wir hier arbeiten.
Wir lernen bald: Malabo hat noch kaum Touristen gesehen (das war ja nichts neues). Auslaender gibt es noch andere, jedoch arbeiten diese: im Oelbusiness, auf dem Bau, auf der Bank, auf der Botschaft...
Ein einfacher Bummel durch die Stadt ist spannend, ueberall gibt es neues zu entdecken, ein verregneter Sonntag im Cafe versetzt uns zurueck in die Kolonialzeit und fuehrt uns zu unserem neuen Freund Ali, welchen wir gleich von Couchsurfing begeistern koennen, bei dem wir jetzt wohnen, wo wir Internet benutzen koennen, ein klimatisiertes Zimmer haben, leckeres libanesisches Essen (da kommt er naemlich her) und verwoehnt werden! Wir sind halt nun mal einfach Glueckspilze!!!

Montags-Mission: Tourismus-Bewilligung
Ein erster Gang zum Ministerium, das Treffen mit Molongua, der uns stolz seine neusten Plaene zum Eroeffnen einer Bungy-Jumping Anlage praesentiert, da ja Touristen angeblich auf so was stehen... Wir hinterlassen die bescheidene Summe von 60000 CFA (ca. 90 Euro - dafuer wohlgemerkt fuer die ganze 'Gruppe' und fuer das gesamte nationale Territorium), unsere Passfotos, Passkopien und werden entlassen. Der Permiso kann nicht sofort ausgestellt werden: kein Strom fuer die Computers, keine Gebuehrenmarken.

Also werden wir in der Zwischenzeit zu Baldiri geschickt, ein Spanier, der wie wir spaeter herausfinden schon 28 Jahre hier wohnt, und uns anscheinend bessere Auskunft ueber das Land geben kann, als der Tourismusminister... Die Zeit nutzen wir auch gleich um das fuer uns wohl letzte Papierticket (handgeschrieben, wohlgemerkt) nach Bata zu ergattern. (fuer die Nicht-Reisebueroeler unter Euch: IATA Ziel -keine Papiertickets mehr ab 1 Juni dieses Jahres)

Zweiter Gang zum Ministerium: der Permiso liegt bereit , ebenso zwei Kopien (auf jeder davon ist mindestens ein Name jedesmal anders falsch geschrieben), die wir selber je 1x zum Innenministerium und 1x zum Polizei-Hauptrevier bringen muessen. Auf unsere Frage, wo das ist bekommen wir ein verdutztes: kennt ihr das etwa nicht? zu hoeren. Naja, komisch, wir sind ja Touristen und soeben erst angekommen, da sollte man das ja schon kennen!! Also die naechste Antwort (wie koennte es anders sein): nehmt ein Taxi (NB: die Stadt ist wirklich klein und alles gut zu Fuss erreichbar)

Innenministerium: ein leichtes Unterfangen. Wir deponieren den Foetzel bei einem der vielen Angestellten, die gerade gelangweilt in einem chaotischen Buero herumhaengen. Wir muessen auch nur kurz warten, bis sich jemand opfert, die schweisstreibende Arbeit aus dem Fenster zu schauen zu unterbrechen um unser Papier entgegen zu nehmen.

Polizei-Hauptquartier: Wir wissen erst nicht recht, ob wir am richtigen Ort gelandet sind, oder doch eher in einem Asylantenheim, oder in einer Recycling-Anlage fuer Papier, das sich hier meterweise in den Ecken stapelt. Sehr sinnvoll, unser Papier hier abzugeben ist es wohl nicht, es verschwindet bestimmt schnell auf Nimmerwiedersehen in diesen Massen.
Waehrend wir also warten (diesmal dauert es etwas laenger, aber im Urlaub, oder viel mehr in Afrika existiert kein Stress), beobachten wir (oder sie uns?) ein paar Haeftlinge die hinter Gitter Muesli mit Milch essen und die bald mit Pfiffen und Augenzwinkern mit uns zu flirten versuchen...

Jetzt da wir offiziell reisen duerfen, nutzen wir das natuerlich gleich aus, fahren nach Arena Blanca, dem angeblich schoensten Strand der Insel. Im Lotter-Sammeltaxi werden wir bis zum Strand gefahren (obwohl diese Linie eigentlich nicht soweit faehrt, aber man kann ja mal eine Ausnahme fuer einen kleinen Aufpreis machen)
Wir gelangen also zum menschenleeren Strand, nur ein paar Fischer sind hier. Wir geniessen den Strand (obwohl leider etwas verschmutzt) und das Meer, obwohl wir noch nicht wissen, wie wir wieder zurueck nach Malabo kommen, ohne Geld und ohne Auto. (ja, ihr koennt sagen wir sind naiv, wir sagen, es kommt immer alles gut)

Als wir ein paar Weisse (!!!) entdecken, die nach uns angekommen sind, kommen wir schnell ins Gespraech, und werden gleich einmal zum Gelaechter des Tages: Ferien in Malabo! Sowas gibt es nicht. Ob wir Bekannte hier haben? Verwandte? Alles verneint... Niemand der Gruppe Franzosen kann es fassen...

Fuer uns hat sich das Problem nach Malabo zurueck zu kommen geloest! Ich sagte doch, es kommt immer alles wie es kommen muss!!

Weitere Abenteuer werden folgen...

2 Kommentare:

trekmundo hat gesagt…

Hallo Eva,

bin auf Deine Berichte gestossen. Die sind toll. Vor allem Deine Erfahrungen aus Äquatorialguinea finde ich super spannend. ich betreibe eine Marktplatz www.trekmundo.com und würde gern auf deinen Blog referenzieren. gegebenenfalls hast DU ja vielleicht Lust Deine Erlebnisse auch auf Trekmundo zu teilen. Würde mich über einen Antwort freuen.

VG Magnus

Rolf hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.