“Liebe Fahrgaeste . Ich heisse sie ganz herzlich in Chiclayo, der Stadt der Freundschaft willkommen.”
Als heute auf der Fahrt von Trujillo nach Chiclayo der Mann im karierten Hemd zusteigt und diese auswendig gelernte Begruessungsrede anstimmt, denke ich zu wissen, was kommen wuerde. Ich glaubte, dass ich so ziemlich alles gesehen habe, was man auf einer Busfahrt zu sehen kriegen kann:
Die fliegenden Verkaeufer, welche Esswaren und Getraenke – von Coca Cola (resp. hierzulande Inca Kola, die aber ebenfalls zur Coca Cola Company gehoert) bis zur selber gebrauten Chicha Morada oder frisch gebackenen Keksen und Empanadas anbieten, nehme ich ja schon gar nicht mehr wahr (ausser ich habe Hunger oder Durst).
Die zusteigenden, singenden Kinder, die dann um ein Trinkgeld betteln und die ich eher bezahlen muerde, damit sie aufhoeren zu singen…
Die genarbten Maenner, die von ihrer harten Vergangenheit als Gangster und ihrer jetzt ehrlichen Taetigkeit als Suessigkeitenverkaeufer erzaehlen…
Oder die Wunderheiler, die die Salbe gegen alles Uebel zum nur heute verfuegbaren Spezialpreis anpreisen…
Doch heute sind weder dubiose Wunderpuelverchen noch Suessigkeiten im Angebot. Der Mann aus Chiclayo steht mit leeren Haenden vor uns. Wobei, nicht ganz. Ein paar lose Seiten aus einer Zeitung werden einzeln praesentiert. Sie werden gefalten, gerollt und zerknittert, bald sollten darin Handys von Passagieren verschwinden und wieder auftauchen, wird Wasser weggezaubert um kurze Zeit spaeter wieder in den Becher zurueck zu fliessen, ein Plastikstab wird auf mysterioese Weise von der Zeitungstuete in der Hand des einen Passagieres vor seinen staunenden Augen in die Zeitungstuete in der Hand eines anderen Passagieres gebeamt und als grandioses Finale erscheint daraus gar eine flatternde Taube…
Das Ganze ohne lange Aermel oder andere durchschaubare Tricks. Eine unerwartete Zaubershow vom Feinsten, fuer ein freiwilliges Trinkgeld. Ich liebe Busfahren in Suedamerika!
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