Von Bata fuehrt uns die Reise direkt nach Mbini, wo wir bei Tomas vom Hospitality Club unterkommen koennen.
Busse gibt es hier nur selten, man bewegt sich in sog. Coches de Linea, Sammeltaxis. Wer Beruehrungsaengste oder Platzangst hat, hat ein Problem, denn es ist eng, sehr eng! Auf den Ruecksitz quetschen sich 4, auf den Beifahrersitz 2 Personen, zzg. Gepaeck und evtl. Babys. Dank Fahrtwind ist die Hitze zu ertragen, die froehliche Musik macht gute Laune. Die Strasse ist gesaeumt von Wald, kleinen Doerfern aus einfachen Holzhuetten, die sich jeweils entweder bei einem Fluss finden, oder um einen Brunnen herum sammeln.
Waehrend hier auf der einen Seite luxurioese Palaeste fuer die Praesidentenfamilie gebaut werden und obwohl Aequatrorialguinea nach Luxemburg, den Bermudas und Jersey das Land mit dem vierthoechsten Pro-Kopf-Einkommen weltweit (!!) ist (Quelle: CIA World Factbook) lebt die Bevoelkerung hier in einfachsten Verhaeltnissen ohne fliessend Wasser oder durchgehender Stromversorgung. Wer Glueck hat, hat immerhin abends ca. von 7 bis 23 Uhr Strom, regelmaessige Stromausfaelle sind aber auch dann an der Tagesordnung.
Offiziell ist Guinea eine Demokratie, doch der Praesident ist eher ein Diktator, der mit starkem Militaer die Bevoelkerung unterjocht und kontrolliert. So werden wir unterwegs auch immer wieder bei Checkpoints anhalten muessen. Es ist uebrigens eine spannende Sache, denn so wie bei uns vermehrt die Schwarzen kontrolliert werden, sind es hier die Weissen die immer nach Papieren gefragt werden. Eine gute Erfahrung. Meist geht es schnell, wir zeigen unseren Permiso und koennen weiterfahren. Manchmal werden Fragen gestellt, oder auch einmal ein Bier verlangt. Doch wir lernen schnell, oder werden viel mehr von Tomas belehrt: frueh morgens sind die Kontrollen am einfachsten zu passieren, nachts, d.h. nach Eindunkelung um 7 Uhr zu reisen sollte vermieden werden, denn da sind die Militaers oefters bereits betrunken, geniessen ihre Macht, verlangen Geld und Fragen von einem betrunkenen Soldaten mit Kalaschnikov in der Hand zu beantworten ist nicht sonderlich angenehm...
Tomas erwartet uns in Mbini. Da gerade der Sohn des Praesidenten zu Besuch ist, sind viele Militaers vor Ort und das Zentrum ist zu meiden. Dafuer gibt es bereits um 4 Uhr nachmittags zur Feier des Tages Strom...
Der Praesidentensohn meint es uebrigens gut mit der Bevoelkerung von Mbini. Denn er hat als Geschenk eine Menge Maschinen mitgebracht zur Feldarbeit. Nur leider kann niemand die Maschinen benutzen, denn erstens gibt es keine Traktoren, die die Maschinen ziehen koennten, und zweitens auch gar keine riesigen Felder, fuer welche diese Maschinen konzipiert sind... Entwicklungshilfe... ??!!???
Wir verlassen Mbini also fluchtartig gleich wieder in Richtung Strand. Um die Straende zu erreichen, muessen wir erst einmal noch zu Fuss einen Mangrovensumpf durchqueren, doch es lohnt sich, die Straende hier sind ein Traum, unberuehrt und wild. Einfach herrlich! Fast menschenleer, bis auf die paar Fischer, welche ausgeruestet mit einer grossen Schaufel Krebse ausbuddeln. Den gefangenen Tieren werden als erstes von Hand die Zangen abgerissen, dann verschwinden sie in einem Holzbehaelter. Da ist auch der junge Sohn dabei, dessen Aufgabe darin besteht, die gefangenen Krebse, welche spaeter als Koeder zum Fischen dienen, im Holzbehaelter vor dem Fliehen zu hindern.
Hier in Mbini verbringen wir ein paar schoene und intensive Tage. Tomas arbeitet hier als argentinischer Arzt in der medizinischen Entwicklungshilfe, und so bekommen wir auch spannende Hintergrundinformationen. Herrlich, oder wohl eher tragisch, seine Anekdoten: Das Schild im Spital, nicht an die Waende zu urinieren... Oder bei einer Schulung ueber Malaria mit vergroesserter Darstellung der Anopheles-Muecke die erstaunte Reaktion der Teilnehmer so grosse Muecken gaebe es hier doch gar nicht... Keine einfache Arbeit!
Auch ueber die Politik des Landes erfahren wir so einiges. Wie gesagt ist Aequatrorialguinea offiziell eine Demokratie. Doch wirklich eine Wahl hat man nicht. Wer nicht von 'der' Partei (PDGE) ist, d.h. ein Parteibuechlein hat, kriegt keine Arbeit, die Wahlen sind oeffentlich, und wer nicht fuer 'die' Partei stimmt, kriegt Probleme. Wer nicht bei 'der' Partei ist, darf beispielsweise auch keine Waffe besitzen, eine starke Einschraenkung, in einem Land wo viele Leute noch vom Jagen leben. Aber immerhin ist es nicht mehr so, dass die Oppositionellen umgebracht werden, so wie das bei der Herrschaft des ehemaligen Praesidenten Macias der Fall war (Obiang - der jetzige Praesident - ist erst der zweite Praesident in der kurzen Geschichte des Landes, und geschaetzt, da er immerhin ein unblutiger Diktator ist)
Wahlen waren erst vor einigen Wochen, und wir sehen noch die Propaganda, die gemacht wurde. Das Volk wird regelrecht gekauft. Auf jedem zweiten T-Shirt das man sieht prahlt das Parteilogo, die Leute sind auch ausgestattet mit Partei-Kaeppli, Partei-Uhren, Partei-Taschen, Partei-Faecher etc...
Als wir von Tomas' Koechin (sie ist in der Opposition, und kann deshalb nur bei unabhaengigen Auslaendern Arbeit finden) ein Propaganda T-Shirt der Oppositionspartei CPDS geschenkt bekommen, freuen wir uns mega, nur leider koennen wir es hier kaum tragen, ohne mit Problemen rechnen zu muessen...
Mit Tomas und auch mit den Kolumbianern die wir hier kennenlernen verstehen wir uns super. Wir geniessen die Zeit hier total, am Strand, mit dem Einbaumkanu auf Dschungelfluessen, mit den Holzfaellern im Wald, in der Strandbar mit Afro, Latino, Reggaeton-Musik. Ein witziges Detail: Hier tragen die Leute alles auf dem Kopf, sogar die Bierdose beim Tanzen!!!
Unbeschreiblich der Ausflug zum Nachtbaden am Strand bei sternenklarem Himmel, Vollmond und am Horizont das rote Feuer der Oelplattformen...
In Mbini treffen wir auch die spanischen Nonnen Cuque, Carmen, Silvia und Beatriz. Die Hermanas fuehren hier eine Schule und Maedcheninternat. Ihr Einsatz fuer die Menschen hier ist unbezahlbar. Mit ihnen verbringen wir auch einen weiteren Tag am Strand zusammen mit dem Kindern aus dem Internat, welche erst scheu, dann immer anhaenglicher werden.
Natuerlich haben wir zuvor auch brav die Messe besucht. :) Alle haben sich fein herausgeputzt und kommen in farbenfrohen Kleidern. Die Predigt ueber die heilige Dreifaltigkeit ist erst langweilig, bis der Pfarrer nach 5 Minuten Spanisch auf Fang wechselt. Jetzt muss es spannend sein, denn die Leute muessen immer mal wieder lachen. Das einzige, was wir zwischendurch mal verstehen ist 'santisima trinidad' und 'espiritu santo' fuer das es in ihrer Sprache kein Wort zu geben scheint.
7 Saengerinnen erfuellen mit ihren kraeftigen Stimmen den Raum, begleitet vom Trommeln der Bongos. ...und obwohl wir zwar irgendwo in Mitten von Afrika gelandet sind, klingelt auch hier waehrend der Messe irgendwo ein Natel...
Wir reisen weiter nach Niefang, zum Nationalpark Monte Allen, wo es noch Waldelefanten und Berggorillas geben soll. Wir hoffen, auf einem mehrtaegigen Dschungeltrekking etwas von der Tierwelt hier zu sehen. Seit ein paar Jahren gibt es hier ein Tourismusprojekt, doch die Touristen sind ausgeblieben, das Hotel ist nicht mehr in Betrieb und die Wege und Infrastruktur im Dschungel (einfache Unterkuenfte im Wald) sind im schlechten Zustand. Ausgeruestet mit unserem Zelt, Essen fuer 3 Tage, Kocher und einem lokalen Guide stuerzen wir uns also ins Abenteuer.
Das Ziel unserer Expedition: der Lago Atoc, inmitten des Nationalparks, 25 Kilometer vom Dorf entfernt. Der Marsch ist hart, die Wege schlecht, vielerorts waere an ein Durchkommen ohne Machete kaum zu denken. Versuchen wir den ersten Fluss noch trocken zu ueberqueren, ist es uns bald egal, bis zu den Knien durchs Wasser zu waten, oder uns durch knoecheltiefen Sumpf zu bewegen.
Leider erreichen wir den See nicht am ersten Tag. Wir sind zu untrainiert und mit dem ganzen Gepaeck stossen wir bald an unsere Grenzen. Nach 9 Stunden Trekking campieren wir inmitten des Dschungels an einem Fluss. Wir waschen uns noch schnell im kalten Wasser bevor es eindunkelt. Wir sind zwar kaputt aber geniessen den Moment total. Wir sind umgeben von gruen, bald wird alles schwarz, es zirrpt, surrt, summt, quakt, zischt und quietscht in den verschiedensten Toenen. Mal sind es Affen, mal die Voegel, so genau wissen wir es nicht...
Am naechsten morgen geht es frueh los. Wir erreichen den Lago Atoc nach 2 weiteren Stunden, dieses mal immerhin ohne Gepaeck, da wir es zurueckgelassen haben. Nach all den Strapazen werden wir heute zum Glueck belohnt, in den Baeumen sehen wir herumturnende Affen, unseren Weg kreuzt eine Schlange und beim See werden wir von einer Sitatunga (Wasser-Antilope) erwartet, die genuesslich irgendwelche Blaetter frisst.
In der Trockenzeit sammeln sich hier jeweils mehr Tiere, auch Bueffel und die Elefanten. Jetzt in der Regenzeit gibt es ueberall viel Wasser, und so sehen wir von letzteren auch nur die Spuren, grosse Loecher im Waldboden, auch die Gorillas hinterlassen Spuren in Form von Essensresten, die Tiere selber sehen wir leider nicht. Dazu braeuchte man wohl viel mehr Zeit und Geduld.
Auf dem Rueckweg werden wir von zwei Maennern eingeholt. Sie haben gerade ein Stachelschwein gefangen, welches noch lebendig im Reissack zappelt, welchen sie auf den Schultern tragen und welches sie uns stolz praesentieren. Solange im Nationalpark noch gejagt wird, wird es wohl immer schwierig sein, die Tiere die hier leben sehen zu koennen...
Auch die zweite Nacht verbringen wir diesesmal an einem anderen Fluss inmitten des Regenwaldes. Auf dem Rueckweg vom Fluss zum Zelt stellt sich uns eine kleine Schlange bedrohlich in den Weg. Es ist schon dunkel und sie bewegt sich auf uns zu, denn sie scheint dem Licht unserer Taschenlampen zu folgen. Zum Glueck kommt jetzt auch unser Guide an den Fluss, er hat mehr Angst als wir selber, denn er weiss die Schlange ist giftig. Pech fuer die Schlange, denn dies ist ihr Todesurteil, schnell wird sie von seiner Machete gekoepft. Wir haben Mitleid mit dem Tier...
Der dritte Tag fuehrt uns zurueck nach Monte Allen. Wie es sich fuer Regenwald gehoert erfahren wir heute auch noch, was so ein richtig tropischer Regenfall ist. Leider fallen wir am Schluss auch noch einer regelrechten Attacke von Ameisen zum Opfer, die sich unseren Beinen entlang nach oben bewegen. Die Viecher sind gross und beissen sich regelrecht fest... Autsch!
Wir sehen vielleicht aus als wir zurueck kommen: dreckig, stinkig, nass, von Insektenstichen uebersaet, kleine Schrammen an den Beinen, blaue Flecken... Kurz gefasst: wir sind fast gestorben, aber es war so geil! :)
Erleichtert fahren wir zurueck mit einem Bus (!) in die Zivilisation. Im Kassetten-Player werden religioese Lieder gespielt, wer das Lied kennt und gerade Lust hat singt mit...Es ist eng im Bus aber total friedlich...
Wir kommen zurueck nach Mbini um tags darauf weiter nach Sueden zu reisen. Unser Ziel: Cogo, um von hier auf die Insel Corisco zu reisen. Tomas kommt auch gleich mit nach Cogo, denn hier gibt es Abends ein Treffen mit dem Team von der Cooperacion Espanola vor Ort, der Chefin die aus Spanien angereist ist, dem Spanischen Konsul und seinen Leuten...
Fuer das Abendessen wird aufgetischt wie fuer Koenige: Fisch, Krokodil, Stachelschwein... Alles ganz lecker und viel zu viel... Danach noch etwas Party in den lokalen Bars, und wir werden spontan noch eingeladen zum Fest des Buergermeisters, der hier gerade seine Wiederwahl feiert... Nochmals viel zu viel essen...
Wieder mal unglaublich dieser Gegensatz... Zum Mittagessen war das einzige, was wir finden konnten ein paar kleine fritierte Fische (oder wahlweise an Pepesup - Pepper Soup), bestehend aus Haut und Graeten, kaum ohne Fleisch daran... Im anderen Restaurant gab es gleich gar nichts mehr zu essen... und auf dem Markt gibt es nicht mal Bananen...
Am naechsten Tag wollen wir ein Boot nach Corisco organisieren. Kein leichtes Unterfangen. Auf der Insel wohnt ein anderer Volksstamm als auf dem Festland, und so hat eigentlich niemand Interesse raus zu fahren, oder man verlangt einfach gleich einen horrenden wirklich verhaeltnislosen Preis. Der Besitzer des einzigen Hotels auf der Insel ist gerade beschaeftigt (Fest wegen der Wiederwahl) und will nicht fahren. Als wir endlich jemanden finden, der uns zu einem akzeptablen Preis fahren will, freuen wir uns leider zu frueh. Denn als wir zum abgemachten Zeitpunkt beim abgemachten Ort erscheinen, will niemand mehr etwas von unserer Abmachung wissen, der Preis ist wieder in die Hoehe gestiegen, wir werden sauer, und blasen den Ausflug auf Corisco kurzerhand ab. Zum ersten Mal hier wurden wir von den Leuten wirklich enttaeuscht... Aber auch das gehoert zum Reisen wohl halt dazu und wir wollten das Land ja auch kennenlernen...
Im Nachhinein ist es auch gut dass wir nicht gefahren sind, denn Rahel wird krank. Jedes Fieber gilt hier prinzipiell mal als Malaria, bis nicht das Gegenteil bewiesen ist, und so muessen wir im Spital zur Gota Gruesa antraben, dem Malariatest. Zum Glueck negativ, aber trotzdem krank...
Jetzt sind wir zurueck in Malabo. Nach einem nochmals abenteuerlichen Flug mit Getra. Das Boarding in Bata war der Hammer... Es werden gleich alle Passagiere fuer beide Fluege (Getra & Ceiba) in den gleichen Bus gestopff. Beim Ceiba Flieger heisst es dann: CEIBA CEIBAAAAA, GETRA PA DENTRO... Wenn jemand in den falschen Flieger gestiegen ist, es haette niemanden gestoert und es haette wohl auch niemand etwas gemerkt...
Ueber Malabo muessen wir ins Holding - der Flughafen ist halt klein, trotzdem komisch... komischer das Flugmanoever unseres Piloten. Je enger die Kreise die wir fliegen zum Warten um so besser, scheint seine Devise zu sein, wieso auch immer, uns wird jedenfalls fast schwindlig, wir fliegen sicher etwa 10 mal im Kreis, unser Flugzeug steht so schraeg, wie ich noch nie ein Flugzeug erlebt habe und wir sinken, und so ist mir eine Weile lang auch wirklich unwohl zu Mute, obwohl ich ja wirklich keine Flugangst habe... ich war jedenfalls noch nie so erleichtert nach der Landung wie jetzt...
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